Gonzalo hatte die Kiste als erster entdeckt. Schnell hatte er seinen Sohn als Aufpasser zur Hilfe gerufen, ihr Inhalt war möglicherweise wertvoll, weshalb er sie nach Hause schleppen wollte. Der Fischer musste jedoch einen Karren holen, denn mit den bloßen Händen konnten sie die Beiden nicht tragen. Sie war viel zu schwer. „Pass du auf!“, sagte er seinem Jungen. Niemand durfte ihm zuvorkommen. Gonzalo befürchtete die Gier seiner Kollegen, doch diesen Fund sollten sie ihm nicht streitig machen.
Zu Hause stellten den Schatz stolz ins Wohnzimmer. Der Vater wollte sie trotz aller Neugier nicht sofort öffnen: „Lass uns warten, bis deine Mutter und deine Schwestern nach Hause kommen.“ Pancho gehorchte artig, obwohl die Kiste mitten im Raum stand und alles versperrte. Es war fast unmöglich an ihr vorbeizukommen. Gonzalo musste seinen dicken Bauch erheblich einziehen, wenn er ins Bad oder in die Küche wollte. Er blieb einfach draußen und verzichtete auf seine geliebte Tasse Kaffee. Auch für Pancho war der Klotz lästig. Sein Filmabend war versperrt, denn zwischen Sofa und Fernseher stand der vermeintliche Schatz: „Mein Gott, das Ding stört doch. Warum machen wir es nicht einfach auf?“ Er behauptete, hinter der geheimnisvollen Verpackung seien am Ende nur alte Stiefel zu finden. Sein Vater war sich aber gewiss, dass es sich um etwas ganz besonderes handle, weshalb die ganze Familie bei der feierlichen Öffnung dabei sein solle.
Spät am Abend kehrten Mutter und Töchter heim. „Was steht denn da im Wohnzimmer rum?“ „Ja, das ist mein Fang von heute“, erklärte der Vater stolz. „Und was ist das?“ „Eine Kiste.“ „Das sehe ich.“ Während Gonzalo seinen Fang nicht aus den Augen lies, wollte Alejandra ihr Wohnzimmer von dem Unding wieder befreit haben: „Na, mach die Box mal auf und dann raus mit dem Kram.“ Ihr Mann war enttäuscht. Er hatte sich etwas mehr Euphorie von seiner Frau erhofft, schließlich war das Strandgut so etwas wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Um die Stimmung nicht weiter anzuspannen, begann er mit dem Öffnen.
Einfach war es nicht. Die Kiste war fest zugenagelt und versiegelt. Gonzalo brauchte Pancho Hilfe und sein bestes Werkzeug. Nach etwa 45 Minuten löste sich endlich der Deckel. Mit dem Inhalt konnte jeder keiner so recht was anfangen: Hunderte Müslischalen, Kaffeebecher, Plüschfußbälle, Schreibmappen lagen darin, sowie allerlei andere Dinge wie T-Shirts und Pullover. „Naja, schlecht ist das nicht, allerdings auch kein Gold, mein Lieber“, erkannte Alejandra. Sie durchstöberte die Artikel, um sie brauchbar und nutzlos zu sortieren. Für jeden war etwas dabei, die Farben gefielen, nur die 96 verwirrte etwas. „Was soll diese Zahl bloß bedeuten?“, fragte die Frau. „Ach Mama, das ist eine Fußballmanschaft, so wie Colo-Colo“, erklärte Pancho. „Auch so gut?“, wollte sein Vater wissen. „Ich schaue nach“, verprach sein Sohn und rannte aufgeregt sofort ins Internetcafe.