Sonntag, 24. Mai 2009

Arminia Bielefeld - Hannover 96


Elfter! Wieder sprang nur der 11. Platz heraus, dabei wollte Trainer Dieter Hecking Hannover 96 in einen internationalen Wettbewerb führen. Es wird bei einem Sommerturnier im Trainingslager bleiben. Trotz alledem haben es die 96-Fans richtig gut. Regelmäßig kann die Anhängerschaft den letzten Spieltag gelassen anschauen. Sicher gab es Ausnahmen in der 96-Historie wie das „Wunder von Wuppertal“ oder die Relegationsspiele um den Aufstieg zur 2. Bundesliga, aber meistens sind die Roten vor dem Saisonfinale gerettet.

Da bleibt Zeit um sich mit dem Glück und Pech der anderen zu beschäftigen. Östlich von Hannover wurde Wolfsburg neuer Meister, westlich der Stadt kämpfte Bielefeld um den Klassenerhalt. Die Arminia war ab und zu drin, doch mit dem Schlusspfiff draußen. Der Verein ist den Ligawechsel gewohnt, insofern werden die Abstiegstränen schnell trocknen. Die Namen der neuen Gegner klingen sowieso nach 1. Liga: Berlin, München, Hamburg etc.

Arminia Bielefeld gegen Hannover 96: ich erkläre die Partie immer zu einem Superclásico der grauen Mäuse. Dieser Superlativ des Fußballs sollte die Sportsender des amerikanischen Kontinents anlocken, schließlich ging es für die Gastgeber um etwas. Espn und golTV interessierten sich trotzdem nur für die Tabellenspitze. Beiläufig erwähnten die Kommentatoren die Ergebnisstände aus Bielefeld und amüsierten sich über die Aussprache von „Hannover“. Es muss für Lateinamerikaner ähnlich lustig sein wie für Europäer der südchilenische Ort Collipulli.

Während ich zwischen München und Wolfsburg hin-und herschaltete, berichtete nebenbei der Internetradio von der Alm. Anfangs schaute ich ebenfalls mehr zum Titelkampf, weil ich nicht glauben wollte, dass tatsächlich Wolfsburg Meister werden könnte. Nachdem Werder sich frühzeitig aufgegeben hatte, gewann 96 wieder die volle Aufmerksamkeit. Das 2:2 sichert Platz 11. Immerhin habe ich das vor der Saison schon getippt.

Freitag, 22. Mai 2009

Wolfsburg und ein bisschen KSC


„Wer ist denn eigentlich in der Bundesliga Tabellenführer?“, werde ich des öfteren gefragt, weil die Chilenen sich nicht vorstellen können, dass es nicht Bayern München ist. Zurzeit klingt die Antwort in der Tat gewöhnungsbedürftig: „Der VfL Wolfsburg. “ Wolfsburg also. Jener Verein aus dem unwirklichen Ort, der aus einer riesigen Autofabrik und ihrem Drumherum besteht, wird wahrscheinlich Meister werden.

Wolfsburg - das klingt auf den ersten Blick sogar charmant. Meine Mitmenschen schauen mich daher sehr enttäuscht an, wenn ich erkläre, dass diese Stadt keinerlei Mittelalterromantik vorzuweisen hat, sondern eher ein deutsches Calama, eine Planstadt in der chilenischen Atacama-Wüste, ist. Calama ist übrigens für seine drei Ps: Perros, Polvo y Putas (Hunde, Staub und Prostituierte)

Alles Lästern ist seit dem vergangenem Wochenende belanglos. 5:0 hat die Elf von Feliz Magath gegen 96 gewonnen. Schuld hat definitiv der Sportsender espn. Wenn 2009 eine Partie der Roten übertragen wurde, lief es nicht. So erschließt das Team keine Absatzmärkte in Südamerika. Die TV-gerechten Pleiten machten sich auch bei den Trikotpreisen bemerkbar. Das Diadora-Jersey aus der Saison 2007/08 gab es zuletzt fur 3500 Peso (4,60 Euro) im Handel. Der Auswärtssieg in Karlsruhe konnte diesen Preissturz nicht aufhalten. Wolfsburg wird hingegen ein paar mehr Fans bekommen. Die Mannschaft hat den Titel verdient, denn als einzige hat sie in dieser Saison 96 zweimal geschlagen. Das ist meisterlich.

Sonntag, 10. Mai 2009

Von Berlin bis Frankfurt ist alles in Ordnung



„Wirtschaftskrise, Klimawandel, Schweinegrippe. Das ist alles schlimm, aber weißt du, was wirklich nicht mehr so ist wie es war? Der Fußball.” Mario hatte sich eine seiner Theorien zurechtgelegt. Er wollte sie ausbreiten und hatte in Alejandro einen belastbaren Zuhörer gefunden. Wie jeden Sonntag trafen sie sich auch heute zum gemeinsamen Fußball gucken. Nachdem der Klassiker zwischen der Universidad de Chile und der Universidad Católica beendet war, zappten sie weiter zum Futbol Argentino.

„Dann erklär mir mal, was du meinst“, bat Alejandro. Mario schüttelte nur den Kopf. Man müsse nur auf Colo-Colo schauen, meinte er. Dass der chilenische Rekordmeister die Play Offs nicht erreiche, sei absolut unwirklich. Colo-Colo! Das große Colo-Colo fliege vorzeitig raus. Mario konnte es nicht verstehen und zeigte auf den Bildschirm: „Hinter den Anden ist ebenfalls alles durcheinander. Boca als 16. – wann hat es das schon gegeben?“ Das sei nicht genug. In Mexiko, wo die komische Krankheit herkomme, spielen sie vor leeren Stadien und Necaxa steigt ab. „Du willst jetzt nicht etwa behaupten, das sei normal, oder?“ Alejandro blieb trotzdem gelassen. In Argentinien hat es zuletzt viele Überraschungen gegeben, da fällt Bocas Misere nicht weiter auf. Er riet seinem Freund einfach auf die Bundesliga zu schauen. In Deutschland sei alles beständig und Bayern München werde Meister. „So ein Quatsch! Wolfsburg ist Spitzenreiter.“, konterte Mario, nachdem er in der Tageszeitung die Tabelle recherchiert hatte.

„Bayern kann den Titel wie gewohnt holen“, Alejandro lies sich von dem Untergangstheoretiker nicht beeindrucken, weil außerdem Hannover 96 auf dem elften Platz sei. „Und da steht dieser Verein nun wirklich immer“, betonte er. Mario nickte: „Das stimmt zwar nicht, aber gefühlt hast du Recht.“ Jedesmal wenn er die Zeitung aufschlage und die Ergebnisse aus Deutschland betrachte, findet er dieses Team auf jenem Rang, ganz egal, ob es zum wie zuletzt gegen Berlin, Köln und Bochum gewinne, gegen Hamburg verliere oder gegen Frankfurt unentschieden spiele. „Selbst wenn er nicht Elfter ist, setzt man den Verein in Gedanken dorthin“, erkannte Alejandro. Nach dem 1:1 gegen die Frankfurter waren die Roten wieder auf ihrem Platz. Mario war zufrieden. Die Welt war also nicht aus den Fugen geraten, gab es doch noch vertraute Konstanten. Eine davon war Hannover 96.

Hannover in der DDR



ADN ist ein chilenischer Radiosender, der neben Rock und Pop auch sehr viel über Fußball berichtet. Spanischschülern ist das Anhören des Magazins "deportes" am Sonntagnachmittag durchaus empfohlen, unglaublich schnell und ohne Zungenbruch werden die Spiele von Colo-Colo, La U, Católica etc. übertragen. Nach den Schlusspfiffen auf den Plätzen der Primera A und B blicken die Produzenten nach Europa und verlesen die Ergebnisse der dortigen Ligen, sofern Chilenen mitkicken.

Meistens sind die Berichte aus der Bundesliga fehlerfrei und selbst die Aussprache von "Borussia Mönchengladbach" gelingt ganz gut. Nur mit der Geographie hapert es ein wenig, so erklärte der Moderator in der Sendung vom 10. Mai, dass Hannover "el equipo que viene de la Oberliga, de la Ex-RDA" ein 1:1-Unentschieden gegen Frankfurt erreicht habe. Es war wohl der Blick auf eine alte Karte der Bundesrepublik, der zu diesem Fehler führte, weil Niedersachsens Landeshauptstadt zu Mauerzeiten im Osten des Westens lag. Immerhin war 96 neben Arturo Vidals Bayer Leverkusen das einzige Team, das extra gewürdigt wurde. http://www.adnradio.cl/programa.aspx?id=789026&nprm=ukjbmPLULWqC32VKxVZTQrr3Rh64nSOD%2bHWzUlqBEItX%2fiF1FVF7eYqOWyeISZSj