Mittwoch, 29. April 2009

Chile für 96 (#4)

Eine Saison mit 96 vergeht wie im Flug. Es geht aufwärts, aber nicht zu den Sternen. Es geht abwärts, doch es gibt keinen Absturz. Es treten Turbulenzen auf sowie Zeiten unendlicher Langeweile. Wenn 96 so funktioniert, wie es funktionieren soll, bleibt nichts anderes übrig als auf die weiche Landung zu warten. In diesem Fall wird es wohl der traditionelle elfte Platz werden.

Den Check In-Schalter Nummer 96 gibt es am Flughafen von Santiago de Chile zu bewundern.

Mittwoch, 8. April 2009

Abstiegsgespenst oder Favoritenschreck?


In der Welt der Plüschtiere und Kuschelmonster gibt es allerlei Merkwürdigkeiten. Einige Vertreter bevölkern neuerdings meine Wohnung, darunter das oben abgebildete Exemplar. Angesichts der aktuellen Tabellensituation frage ich mich, ob es etwa das gefürchtete Abstiegsgespenst sei? Seit das Ding zum ersten Mal aufgetaucht ist, läuft es nicht mehr so recht bei 96.

Allerdings gab es auch ein paar gute Spiele, weshalb ich eine andere Vermutung habe. Der grüne Zeitgenosse mit den Knopfaugen trägt stolz die 96 auf seinem Körper. Da demnächst bis auf die Bayern alle Titelkandidaten gegen die Roten antreten müssen, könnte es sich dem bei dem Wesen um den berüchtigten Favoritenschreck handeln. Hannover stünde es gut der Klinsmann-Elf zu helfen, indem es neun von neun Punkten aus den Partien gegen Hertha, Hamburg und Wolfsburg holt.

Der Favoritenschreck und zahlreiche andere Meisterwerke wurden von der Künstlerin Francisca Setz aus Santiago erstellt.

Sonntag, 5. April 2009

Werder Bremen und der Rest



Viele Fußballfans sind von der persönlichen Einflussnahme auf ein Spiel überzeugt. Bestimmte Rituale werden wiederholt. Das richtige Trikot, das passende Getränk: alles muss seine Ordnung haben. Aberglaube bringt zwar Unglück, gehört dennoch dazu. Selbst fernab vom Austragungsort muss ich eine gewisse Mitschuld am Spielverlauf der Roten feststellen. Wenn ich auf die letzten Spiele zurückschaue, sollte ich mir ein TV- und Internetverbot erstellen, um den möglichen Abstieg zu verhindern. Werder – 96 konnte ich mal wieder verfolgen, eine 4:1-Niederlage sprang dabei heraus. Davor lief es immer ordentlich, sofern ich nicht dabei war.

Ein Rückblick:

96 – Leverkusen

Spiele gegen Bayer Leverkusen sind für in Chile lebende 96-Fans wichtig. Sobald die Roten auf den Werksklub treffen, verlassen sie ihr Schattendasein und geraten in den Blickpunkt. Die Tore werden in der Zusammenfassung in den Hauptnachrichten gezeigt und die Ergebnisse in den Zeitungen erwähnt, was sonst nicht der Fall ist. Die Popularität von Bayer 04 wurde mit der Verpflichtung Arturo Vidals geweckt.

Der Sieg gegen Leverkusen war nötig, damit 96 nicht weiter in den Keller rutschte. Nun konnte ich von einem Punktgewinn ausgehen, denn es war mein Arbeitssamstag. Lediglich der Liveticker versorgte mich mit Informationen aus Hannover. Ich war froh, dass meine Sprachschüler Verständnis zeigten, als der Unterricht erst nach dem Abpfiff richtig beginnen konnte. Vorher spendete ich ohnehin nur wenig Aufmerksamkeit für Grammatik- und Vokabelfragen. Nachdem das 1:0 als Endergebnis feststand, hatte ich für alle Themen ein offenes Ohr.

Bayern München - 96

Auftritte gegen Bayern München gibt es immer bei espn zu sehen. Ich konnte es mir also vor dem Fernseher bequem machen. Den 1:0 Sieg im Hinspiel gab es auch im TV, insofern sollte es auch heute wieder klappen. Die Klinsmann-Elf liefert in dieser genügend Überraschungen ab, warum also nicht erneut gegen 96 verlieren?
Es ist ging gleich gut los und auch mein argentischer Besucher staunte nicht schlecht über Stajners Traumtor. Der Traum hielt nicht lange. Bayern dreht auf, die Roten leider nicht. Das 5:1-Endergebnis für den Rekordmeister war dann doch nicht unerwartet.

96 – BVB

Hannover empfing den BVB ohne mich. Anstatt das Spiel zu verfolgen, genoss ich ein Wochenende in Santiago, um Fußball im Stadion zu sehen. La U bezwang Audax mit 2:1, Católica siegte im Clásico gegen Colo-Colo 1:0. Und 96? Die Roten erkämpften und verschluderten ein 4:4.

Hoffenheim – 96

Wieder war es ein Arbeitssamstag und ich hatte vor dem Anpfiff keinerlei Zweifel, dass meine Roten gegen Hoffenheim punkten würden. Meine Kollegin hielt bei jedem eine Papptafel hoch, weil ich sie zum Verfolgen des Livetickers verordnet hatte. Sie spricht zwar kein Deutsch, aber 2:2 ist auch auf Spanisch verständlich.

Werder Bremen – 96

Wenn 96 auf Werder trifft, rechne ich mir schon seit Kindesbeinen wenig aus. Alle Glücksbringer nützen nichts, die Roten gehen traditionell nahe der Weser unter. Entsprechend pessimistisch verfolgte ich diese Partie vor dem Bildschirm, dabei hatte ich zuvor vieles, was hin und wieder wirkt, eingehalten.
Ich bin mit dem „Feldschlösschen“-Trikot zum Großmarkt gefahren, habe morgens meinen Kaffee aus der 96-Tasse getrunken und im Auto „96-alte Liebe“ gehört. Außerdem wurde mein Sohn extra schwarz-weiß-grün eingekleidet.
Rechtzeitig vor Anpfiff kehrte ich in meine Wohnung zurück und das Spiel begann vielsprechend für derzeit gebotenene Auswärtsverhältnisse. Selbst nach dem 1:0 durch Claudio Pizarro glaubte ich sogar an einen 96-Sieg, zumal Robert Enke einen Strafstoß hielt und Jacek Krzynowek mit einem Traumtor ausgleichte.
Dann befasste ich mich kurzzeitig anderen Dingen, Werders Diego nutzte die Unaufmerksamkeit und stolperte den Ball irgendwie ins Tor. Ernüchterung folgte, es war ein Déja vu. 96 spielte zeitweise in Bremen gut mit und brach am Ende trotzdem ein. Das 4:1 für den SVW war das logische Ergebnis. Ich stellte den Computer schnell ab und widmete mich meinem Sohn Diego. Dieser lachte mir in seinem grün-weißem Strampelanzug entgegen. Die schwarzen Socken hatte er längst ausgezogen.