Mittwoch, 12. Oktober 2016

Ein Fußballspiel ohne Ball



Fans demonstrieren für den Erhalt von Deportes Concepcion

Ein Zeichen wollten die Fans von Deportes Concepcion (El Conce) setzen, indem sie am 9. Oktober gemeinsam ins Stadion Alcadesa Ester Roa, im Volksmund eigentlich Collao genannt, zogen. Über 5.000 Anhänger der Lilanen füllten die Kurve und sorgten für ein Spektakel, als ob ihre Mannschaft um die Meisterschaft kicken würde. Auf dem Rasen rollte allerdings kein Ball und Spieler waren ebenso wenig zu sehen, eine Fußballbegegnung fand nämlich nicht statt. Der Grund für das Treffen war eine Demonstration unter dem Motto: „Deine Stadt lässt dich nicht im Stich.“ Deportes Concepcion kämpft derzeit ums Überleben.

Im April wurde dem Verein die Lizenz für die Profiligen entzogen, weil monatelang keine Gehälter gezahlt wurden. Der chilenische Verband ANFP veranlasste deshalb die Auflösung der Profiabteilung. Die Anhängerschaft hat seitdem den Verein übernommen und den Betrieb aufrecht erhalten. Obwohl die Fans seit über einem halben Jahr auf ein Spiel ihrer 1. Herren warten, haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, sich in den Profifußball zurückzuklagen. Bei dem Lizenzentzug gab es diverse Ungereimtheiten, unter anderem wird der ehemaligen Vereinsführung vorgeworfen, Gelder unterschlagen zu haben. Ende Oktober wird eine endgültige Entscheidung erwartet, ob Deportes Concepcion 2017 wieder in der zweiten chilenischen Liga Primera B oder in der fünften Division starten kann.

Die Demo vom Oktobersonntag war bereits die dritte seit April, zum ersten Mal endete sie im Stadion. Mit einem Zug durch die Stadt begann die Veranstaltung. Typische Lieder wurden gesungen, Böller gezündet, Fahnen geschwenkt. Die Polizei begleitete den Marsch, um die Straßen abzusperren, aber die in Chile üblichen Wasserwerfer hielten sich fern, da es keinerlei Probleme gab. Direkt nach dem Lizenzurteil reagierten die Fan noch mit Randale und Krawall.

Im Stadion warteten schon zahlreiche Anhänger der Lila-Weißen auf die große Masse. Wer es nicht besser wusste, konnte dort eine Erstligapartie erwarten. Das Drumherum stimmte, es wirkte wie ein Fußballspiel, jedoch eben ohne Fußball. Etwa 90 Minuten blieben die Zuschauer und bejubelten vor allem sich selbst. Fehlte da nicht trotzdem ein Spiel? „Sicher, aber wir genießen es, endlich mal wieder in unserer Kurve zu sein“, meinte Cristian Quijada, langjähriger Allesfahrer seines Vereins. Er erklärte, wie sehr er das an den Wochenenden vermisse und der Protest vom Sonntag sei gut für das Gemeinschaftsgefühl. „Wir sind nicht weg und werden es nicht sein“, so Quijada. Die Chancen auf eine Rückkehr stünden seiner Meinung nach gut, weil die ANFP durch den Protest sehen konnte, was dem chilenischen Fußball fehlt. Doch selbst einem kompletten Neubeginn steht er nicht  negativ gegenüber. Hauptsache der Ball wird rollen.