Montag, 12. August 2013

Auftaktsieg gegen Wolfsburg


 
"Papa, Wolfsburg hat das gleiche Zeichen wie Fillmore. Ich mag Wolfsburg", rief mein Sohn aufgeregt, als er die VfL-Kicker einlaufen sah. Sein Fußballglauben schwankt gelegentlich und lässt sich von solchen Details beeinflussen. Zum Glück konnte ich ihm erklären, dass "Fillmore" in der Autofabrik in Hannover hergestellt wurde, womit seine Zuneigung zu den richtigen zurückkehrte.   Nachdem der Junge auf dem Bildschirm das Niedersachsenstadion erkannte, waren auch die letzten Zweifel beseitet: "Papa, in dem Stadion waren wir schon." Im Mai hatte der kleine Hopper diesen Punkt gemacht und mir fiel ein, dass ich bei der HDI-Filiale in Concepción nachfragen muss, ob sie Arena-Merchandisingartikel haben.   
 
Das Spiel konnte also beginnen. Momentan hat espn die Bundesligarechte. Auf espn3 gibt es in der Regel Bayern München oder Borussia Dortmund zu sehen, aber im Internetangebot des Senders werden für Kabelkunden alle anderen Spiele gezeigt. Die Streams laufen in TV-Qualität, nur ein Kommentar fehlt, so dass man den Stadionton als Geräuschkulisse hat.  

Pünktlich zu "Alte Liebe" begann espn seine Übertragung. Ein paar bekannte Gesichter wurden eingeblendet und die Partie wurde angepfiffen. Erste Spieltage haben immer etwas besonderes. Sie sind wie ein Geschenk, von dem man vorher nicht weiß, was einen erwartet. Die Gäste aus Wolfsburg haben sich wieder einmal viel vorgenommen und der 96-Präsident hat nicht weniger ehrgeizige Ziele: Platz drei bis sechs soll es sein. Doch sowohl 96, als auch der VfL begannen nicht wie zukünftige Champions League Teilnehmer. Vielleicht waren die Gäste sogar etwas stärker, dafür machte Hannover das 1:0. Sehr zu meiner Freude und der Nachwuchs jubelte ebenso kräftig mit. Voller Glück hüpfte er immer wieder vor dem Bildschirm herum. Das versperrte den Blick auf das Geschehen, weshalb ich meine Fankultur nicht ausleben konnte. "Kind muss weg", dachte ich mir und lockte den Jungen mit deutschen Salzbrezeln zum Sofa zurück.

Wieder mit freier Sicht sollte anschließend bewundert werden, wie Wolfsburg sich selbst schwächte. Nach den zwei Roten Karten hätte es für 96 eigentlich leichter werden sollen, aber der Hecking-Elf gelang es ihr Spiel besser zu ordnen. Die Roten brauchten daher einige Anläufe, um schließlich kurz vor dem Abpfiff auf 2:0 zu erhöhen. Der Start ist geglückt, so darf es weitergehen. Andere Vereine müssen auf ihre ersten Punkte noch warten.   

Donnerstag, 8. August 2013

Ausblick auf die Saison



Endlich geht es richtig los. Fußball. Bundesliga. Hannover 96.Ich freue mich darauf, obwohl es eine Saison mit wenigen „Live“-Bildern wird. Sonntags wird diesmal nur selten ein 96-Termin sein und samstags ist berufsbedingt nicht meine Bundesligazeit. Das Ziel lautet also: Qualifikation für die Europa League, damit das Publikum in Übersee wieder mit seinem Premium-TV-Angebot zum Sonntagsfrühstück verwöhnt wird.
Im lateinamerikanischen Fernsehen wird Niedersachsens Topverein vom Bayern München-Effekt profitieren. Seit dem  Champions League –Gewinn des deutschen Rekordmeisters ist die Liga in den Fokus der Medien gerückt. Selbst die chilenischen Sender interessieren sich plötzlich verstärkt für den „Futbol Aleman“.  Natürlich flimmern vor allem Schweinsteiger, Ribery, Müller und der FCB-Rest über den Bildschirm, aber nachdem 96 die erste Guardiola-Krise  eingeläutet haben wird, lächeln Mirko Slomka und seine Elf gewiss in chilenische Wohnzimmer.
Es fällt mir schwer die Roten richtig einzuschätzen. Von Trainingslagereindrücken lässt sich selten etwas über die Stärke der Mannschaft sagen. Ich bedauere jedenfalls den Abgang von Mohammed Abdellaoue sehr. Sein letztes Jahr war zwar nicht das Beste, aber er wird 96 fehlen und dafür den VfB Stuttgart stärken. Über die Neuverpflichtungen weiß ich dagegen nur wenig. Sie sind wohl alle verletzt, was zum Start im 96-Arbeitsleben dazugehört. Kein Grund zur Sorge also.  

Bleibt abzuwarten, ob Mirko Slomka weiterhin in Ruhe arbeiten kann. Die Ansprüche sind in Hannover gestiegen, womit schnell Unruhe aufkommt. Und die ist nicht immer sportlich. Die Fanstreitereien mit Hannovers Präsident Martin Kind verfolge ich nur am Rande, aber eines ist sicher: Sollten die bereits fest eingeplanten sechs Punkte gegen diesen einen unerwünschten Aufsteiger verpasst werden, gibt es nicht nur von dieser Seite Radau.
Denn da war ja noch der ungeliebte Erzrivale. Kaum wieder da, nervt er mich. Bei meiner letzten Deutschlandreise musste ich in der Peiner Heimat deren Aufstiegsfreuden hautnah miterleben. Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht einem grinsenden BTSV-Fan über den Weg lief. Dabei hatte ich deren Existenz doch längst vergessen. Eintracht Braunschweig, das klingt so nach Zonenrand. Ich war mir sicher mit der DDR sei Anfang der 90er dieser Verein verschwunden, aber nun muss man sich wieder damit beschäftigen. Es passt mir gar nicht.
Zugegeben, diese Spiele würde ich gerne miterleben, vor allem auswärts in Braunschweig, aber genau wie auf den Europapokal werde ich auch auf den Superclásico verzichten. Die Spiele sind sogar denkbar schlecht terminiert. Am 12. Spieltag feiert mein zweiter Sohn seinen ersten Geburtstag, Besuch hat sich schon angekündigt.  So werde ich nicht einmal in Ruhe vor der Glotze pöbeln können. Auch das zweite Aufeinandertreffen durchkreuzt meine Pläne. Am selben Apriltag duellieren sich Universidad de Chile und Colo-Colo in Santiago. Für mich ist das immer ein fester Termin Fußball nach alter Gewohnheit zu genießen. Nun werden mich zuvor die Blaugelben mit ihrer Anwesenheit belästigen, was eventuell das ausgelassene Kneipenfrühstück auf der Ausgehmeile Pio Nono verhindert.  Ach, die Braunschweiger sollen doch wieder in ihre untere Liga verschwinden. Das ist vielleicht Hauptziel der Saison, ganz unabhängig von 96.  

Sonntag, 4. August 2013

Gegen Victoria Hamburg wurde die Sofablock-Dauerkarte 2013/14 eingeweiht



 
Mit dem DFB-Pokal hat meine Fernsehfußballsaison 2013/14 begonnen. Eigentlich könnten sieben Sportkanäle rund um die Uhr für eine Dauerberieselung sorgen, aber jenseits der Bundesliga und DFB-Pokalpartien gehe ich lieber ins Stadion, obwohl mich da im Großraum Concepción selten Kracher erwarten.  Beim TV-Fußball brauche ich einfach Sympathien oder Abneigungen, um die 90 Minuten wirklich zu verfolgen. Sympathien habe ich für Hannover 96, Abneigungen hege ich gegen diverse Bundesligsten. 
 
Das Wetter war an diesem Sonntag perfekt, um zuhause auf dem Sofa den ersten Auftritt der Roten und anschließend diverse andere Pokalbegegnungen zu sehen. Draußen regnete es unaufhörlich. Typisch für einen Wintertag in Chile. Die Anstoßzeit um 8:30 Uhr war ebenso ideal. Je früher man sich von einem 96-Sieg berauschen lassen kann, umso besser wird der Tag, behaupte ich. Aufgrund der frühen Stunde gab es  zwar Kaffee statt Bier, aber das Heißgetränk hat sich als Begleiter für 96-Kicks längst etabliert. Vor dem Anpfiff legte ich die DVD vom Pokalsieg 1992 in den DVD-Player ein. Ich spulte allerdings bis zum Elfmeterschießen vor, denn Geschehen in den ersten zwei Stunden ist eher als langweilig bekannt.
 
Es war also alles perfekt angerichtet für den Saisonauftakt. Die Roten blieben gegen Victoria Hamburg jedoch hinter den Erwartungen zurück. Der Partie fehlte einfach die Aufbruchsstimmung für einen neuen Angriff auf die Europapokalplätze. Natürlich ist ein hochmotivierter Amateurverein als Gegner zum Saisonbeginn schwierig, doch das Zusammenspiel der 96-Stars blieb mangelhaft. Viele Bälle kamen nicht beim Teamkollegen an. Es wirkte ein wenig, als hätte diese Elf zum ersten Mal gemeinsam Fußball gespielt. Es genügte trotzdem für einen 2:0-Sieg und die nächste Runde wurde erreicht. Okay, meinetwegen darf es so bis zum Finale weitergehen.
 
Merkwürdig waren die Getränkepausen während der 1. und der 2. Halbzeit. Wurde dabei wirklich an die Gesundheit der Spieler gedacht? In vielen Ländern gehören hohe Temperaturen zum Alltag, aber Durstlöscher gibt es trotzdem nur in der Halbzeitpause. Selbst bei den 12 Uhr-Begegnungen der chilenischen Primera División wird durchgespielt. Kann es sein, dass unter dem Deckmantel "Gesundheitsschutz" neue Unterbrechungen für Werbefilmchen geschaffen werden?   

Samstag, 3. August 2013

Radiotage

 
Heute trällerte zum ersten Mal den ganzen Spieltag lang sport1.fm durch meine Wohnung. Fußball im Radio ist ein schöner Begleiter an einem Sonnabend, an dem man dieses und jenes zu erledigen hat. Die Partien im DFB-Pokal waren nicht attraktiv genug, um mir einen wackeligen Live-Stream für die Fernsehübertragung zu suchen. Hannover 96 spielte an diesem Tag nicht.

Der neue Sportsender hat mich positiv überrascht. Von sport1.fm hatte ich eigentlich einen Werbesender mit Fußballberichten erwartet, was ich hörte, klang eher nach 90elf. Die Musikauswahl war identisch. Das Studioteam mit Markus Herwig und Alexander Ibenhain war dasselbe wie beimVorgänger. Das Geschwafel der beiden ist gewiss nicht jedermanns Geschmack, aber ich mag es. Es bringt in die Hochglanzbundesligamedienwelt ein bisschen Fanzine-Charakter hinein. Herwig und Ibenhain bejubeln nicht alles überschäumend, das tut gut.

Wohltuend war ebenso, dass auf Reklamesprüche während der Übertragungen verzichtet wurde. In chilenischen Sendern preisen die Kommentartoren inmitten ihrer laufenden Berichte Baumarktangebote, Waschmittel und Kaufhausketten an. Das stört das Erlebnis Radiofußball sehr. Ich hoffe, sport1.fm greift auch in Zukunft darauf nicht zurück. Jetzt braucht der Kanal nur noch einen Bolzplatznachfolger und sport1.fm gehört zu meinen täglichen Klicks im Internet.


Sonntag, 21. Juli 2013

Haarige Flitzer und diebische Stadionhunde: Tierische Fans beim chilenischen Fußball


 
Vor ein paar Wochen kreiste ein Video aus dem argentinischen Fußball durchs Internet. Der kurze Film zeigte darauf einen Kicker, welcher versuchte einen Hund über die Spielfeldabsperrung zu schleudern. Das Tier prallte gegen die Umzäunung und lief verschrocken davon. Der Werfer sah daraufhin die Rote Karte. Ich habe bislang nicht recherchiert, ob es tatsächlich eine Regel zur Behandlung von Tieren auf dem Platz gibt, sind Hunde doch fester Bestandteil beim Fußball in Südamerika.
Selbst die ganz großen Spiele gehen nicht vorüber, ohne dass ein Vierbeiner über das Spielfeld läuft. Manchmal sind sie Glücksbringer, oft die Pechboten. Beim Copa Libertadores-Halbfinale 2011 zwischen Universidad de Chile und Boca Juniors kreuzte zum Beispiel ein schwarz-weißer Mischling den Platz. Ein schlechtes Zeichen für die Gastgeber, weil es die Farben vom Erzrivalen Colo-Colo waren.  La U schied daraufhin aus und Colo-Colo blieb Chiles einziger Copa Libertadores-Sieger.

Für manch einen Groundhopper zählt der Besuch eines chilenischen Stadions erst, wenn ein Hund auf dem Platz war. Kein Problem, das kommt meistens vor. Mit einem Bekannten wette ich vor dem Anpfiff, in welcher Minute der obligatorische Hund zu sehen ist, aber wie kommen die Streuner bloß in den Innenraum? Der "Plan Estadio Seguro" hat das eigentlich verboten, nur die frechen Tiere halten sich nicht daran. Sie können wahrscheinlich das "Hunde verboten"-Schild am Eingang nicht lesen.
 
Beim Clásico von Talcahuano zwischen Naval und Huachipato am 21. Juli rannte zwar kein Hund über den Rasen, dafür setzte sich ein herrenloses Tier während der 90 Minuten neben uns. Es lauerte darauf, dass mein Begleiter seine Kekstüte fallen lies. Die Geduld machte sich bezahlt: Ein lautes Bellen versetzte meinen Jungen einen Schreck. Die Cracker flogen aus der Hand, der haarige Nachbar schnappte sich den Beutel und rannte glücklich davon. Die Begegnung der beiden Vereine aus der benachbarten Hafenstadt ging übrigens 1:0 für Huachipato aus. Ein paar der nur 1.500 Fans lieferten sich nach dem Abpfiff kleinere Rangeleien. Von Hundebissen ist allerdings nichts bekannt.  

Dienstag, 16. Juli 2013

Die Copa Chile: Pokalfieber mit niedrigen Temperaturen

Goooooooooool! 2:0  für die Mannschaft der Universidad de Concepción.
Die Copa Chile ist der nationale Vereinspokalwettbewerb. Seit der Wiedereinführung fehlt ihm noch der Charme. Er ist kein richtiges Gegenstück zum DFB-Pokal, weil seit der Saison 2013/2014 Amateurmannschaften fehlen und der Modus eher an die internationalen Turniere erinnert. Momentan findet die Gruppenphase statt.
 
In diesen Gruppen treffen Teams aus der Primera A und B aufeinander. Die Zusammensetzungen werden vor allem regional gebildet. Somit werden weite Reisen in dem langen Andenstaat vermieden. In der Gruppe 2 stehen zum Beispiel mit Universidad de Concepción (UdeC), Huachipato, Naval und Lota Schwager nur Vereine aus dem Großraum Concepción.  
 
Alles Clásicos könnte man meinen, doch die Stadien sind nur mäßig gefüllt. Bei der Partie zwischen der UdeC und Naval (3:0) waren am 16. Juli zum Beispiel weniger als 2000 Zuschauer auf den Rängen. Die Gastgeber sind eine schwache Kulisse gewöhnt, es gibt populärere Teams als die Blaugelben. Die Gäste aus Talcahuano haben im eigenen Stadion ein sehr lautstarkes Publikum, bei diesem Spiel hatten sie zwar die Mehrheit auf ihrer Seite, jedoch ebensowenig in beeindruckender Zahl.  
 
Der Wettbewerb wird leider weder von  den Zuschauern noch von den Mannschaften selbst besonders gut angenommen. Die Begegnungen finden in der Winter- und Sommerpause statt und die großen Hauptstadtklubs wie Universidad de Chile (la U), Catolica sowie Colo-Colo schicken nicht ihre besten Spieler auf den Platz. Dabei ist der Pokalgewinn eigentlich ein attraktives Ziel, weil der Sieger an der Copa Sudamericana teilnehmen darf.
 
Universidad de Concepción hat die Trophäe 2008 gewonnen. Eine Sause wie nach dem Sensationssieg von Hannover 96 im DFB-Pokal 1992 gab es nicht. Es war eher eine Meldung unter ferner liefen. Generell schneiden auch die übrigen Riegen aus der Stadt ordentlich ab. Zweitligist Deportes Concepción verlor im Finale 2010 erst nach Elfmeterschießen.
 
Die Gruppenphase des Landespokals läuft noch bis zum 25. Juli. Für die darauffolgende KO-Runde qualifizieren sich jeweils die Ersten und die Zweiten der Gruppen. Das Endspiel findet am 24. Januar in einem Stadion in der geographischen Mitte der beiden Finalisten statt.

Montag, 15. Juli 2013

Beschäftigungstherapie


Die Vorfreude auf die neue Saison steigt täglich, dabei ist die Sommerpause im winterlichen Chile besonders lang. Die Muscheln am Strand von Arauco sorgten für eine Beschäftigungstherapie. Zu bewundern ist diese Kunst nicht mehr. Die Wellen spülten die 96 weiter an den Strand.

Sonntag, 14. Juli 2013

Fußball Von Unten begleitet die neue Saison



Die neue Saison steht bevor und beginnt mit einer guten Nachricht: Dieser Blog wird wiederbelebt. Lange genug war er in einen Tiefschlaf verfallen, aber eine Reise zum Fußball von oben im Mai diente neuen Inspirationen.
Es fällt jedoch schwerer denn je sich mit den 96-Spielen auseinanderzusetzen. Die Samstagsarbeit der Blogredaktion und die Europapokalabstinenz der Roten führen dazu, dass Fußball Von Unten nur selten die Partien „live“ verfolgen kann. Liebe Spielplanmacher: Freitags- und Sonntagstermine sind äußerst erwünscht.

Mit dem neuen Schwung werden natürlich auch Seitenschläge verteilt. Ein Aufsteiger aus der Zweiten Bundesliga erweckt nostalgische Emotionen. Der ungeliebte Drecksverein war ein Stück 90er. Längst vergessen und plötzlich wieder da. Fußball Von Unten wird auf Spurensuche gehen, ob in Chile dieser „Clasíco“ irgendeine Rolle spielt.   
Weil die Bundesliga in Zukunft weitgehend in Zusammenfassungen erlebt wird, richtet sich der Blog etwas stärker auf das chilenische Gekicke. Die Liga wurde wieder einmal reformiert. Meister werden inzwischen sogar andere als die großen drei aus der Hauptstadt. Stadien werden neugebaut und, und, und. Es gibt also viel zu berichten.