Sonntag, 23. August 2009

Drei Spieltage Bundesliga: Hertha, Mainz und Nürnberg


Fans neigen dazu ihren heißgeliebten Verein zu überschätzen. Bei Hannover 96 ist das Gegenteil der Fall. Da wiederholend das graue Maus Bild vermittelt wird, glauben viele Anhänger selbst an dieses Image. Beispielsweise wundere ich mich stets, wenn ich in Chile jemanden treffe, der mit den Roten etwas anfangen kann. Beim vorabendlichen Aufwärmen für den Kick in Nürnberg erkannte ein Kneipenbesucher meinen 96-Schal: „Klar, das ist eine große Mannschaft. Dale Noventa y seis!“ Juan schilderte mir sofort sein gesamtes Bundesligawissen und sagte einen Sieg für Hannover voraus. „Optimismus muss man immer haben.“

Dem stimmte ich zu und bemerkte, dass Juan davon offensichtlich eine ganze Menge hatte. Er war Anhänger von Fernandez Vial, Concepcions Leiden schaffender leidenschaftlicher Fußballverein. Die Schwarzgelben haben ein treuen Anhang und dümpeln in Abstiegsrunde der dritten chilenischen Liga herum. „Das sind nur Details in der großen Historie von Vial“, meinte Juan. So erklärte er mir, dass Gott zuerst Fernandez Vial erschaffen und sich anschließend mit dem Rest der Weltentstehung beschäftigt hätte. Seine Helden brauchten schließlich einen Fußballplatz und Gegner. Wie wahr! In einer so langen Geschichte ist Vials aktuelle Krise ein fast übersehenswertes Detail.

Im Gegensatz zu grandiosen Fußballklubs lebt der Mensch nicht so lange und da zählt persönlich jede Saison. Drei Spieltage ist die aktuelle Spielzeit jung oder im Falle von Hannover 96 bereits alt. Die Roten haben schon ihren Trainer gewechselt und hatten vorübergehend Abstiegsangst. Die Ergebnisse zeigen jedoch das ganz gewöhnliche Bild. Erst eine Niederlage gegen Hertha BSC, darauf ein Remis gegen Mainz 05. So war der Sieg gegen den 1. FC Nürnberg eine logische Folge, um wieder völlig ausgeglichen in der Bundesliga dabei zu sein. Platz 11 lautet das Ziel, damit die Könige des Mittelmaßes ihre Doppeleins erneut verteidigen.

Das sollte kein Problem sein, Dieter Heckings Rücktritt war dafür überflüssig. Es gehört lediglich zur Vereinstradition, regelmäßig ein anderes Gesicht auf der Bank zu präsentieren. Andreas Bergmann ist also der Name der aktuelle 96-Periode. Ganz gleich, ob erfolgreich oder nicht, er wird irgendwann wieder Ex-Trainer sein.

Bergmanns Einstand war aber gelungen. 96 gewann 2:0 in Nürnberg und somit führt seine Serie fort. Die hannoversche Equipe ist seit zwei Spielen ungeschlagen. Das klingt bislang nicht beeindruckend, aber selbst die imponierendsten Leistungen fangen klein an. Warten wir einfach mal ein paar Spieltage ab und beurteilen dann, wofür das 1:1 gegen Mainz der Anfang war. Es gibt Titelkandidaten, die schlechter dastehen. Das ist auch so ein Detail.

Montag, 3. August 2009

Enttäuschungen mit 96: Pokalaus in Trier


„Das Dortmund-Spiel werde ich vielleicht sehen können, garantiert jedoch Hannovers Auftritt in der zweiten DFB-Pokal-Runde.“ Mein Terminkalender für meine anstehende kurze Reise in die Heimat ist eng, doch Stadionbesuche dürfen nach drei Jahren nicht fehlen. Ein Weiterkommen von 96 im Pokalwettbewerb war daher obligatorisch.

Ich war von Anfang an nervös wie lange nicht mehr, weil ich irgendwie kein Vertrauen in meine Roten hatte. Ein Viertligateam muss zu schlagen sein, aber es hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt nur ein Bundesligist blamiert. Die Rollen der Erstrundentrottel waren also noch unterbesetzt und ich ahnte, dass 96 dafür talentiert genug war. Trotz einer schnellen 1:0-Führung für meine Lieblingself blieb ein Unbehagen, denn alle Tickermeldungen schrieben über einen glanzlosen Auftritt der Hecking-Riege. Nachdem das 1:1 gefallen war, fing ich an meine Reiseplanung wieder umzustrukturieren. Das konnte nicht gutgehen und das 2:1 für Trier fiel wie selbstverständlich. Um jede Hoffnung auf ein Gerade-nochmal-gut-gegangen zu nehmen, erhöhte die Heimmannschaft kurz vor Schluss auf 3:1. Die Roten sind raus aus dem Pokal und somit ich. Meinen es die Spielplanmacher nicht gut mit mir, werde ich diese Saison erneut 96-los auskommen müssen. So nah, so fern.