Montag, 9. August 2010

La vida en verde


La Vida en Verde ist ein TV-Magazin der Santiago Wanderers. Wöchentlich berichtet es beim Canal de Futbol (CDF) über den traditionsreichsten Fußballverein Chiles und beleuchtet dabei im Fanzinestil die treue Anhängerschaft. In der aktuellen Ausgabe der Sendung wird Hannover 96 seinen Platz finden, weil den Machern beim Auswärtsspiel in Talcahuano mein 96-Schal ins Auge fiel. Ich hatte mich wie gewöhnlich zu den Fans der Grün-Weißen gesetzt, was der Redaktion ein Kurzinterview wert war. Ein Deutscher, der den Wanderers die Daumen drückt, ist exotisch.

Wie der Name es verrät, kommt der Klub aus ... Valparaiso, einer kunterbunten Hafenstadt zwei Autostunden von Santiago entfernt. Ich besuche die Spiele recht regelmäßig, passt die Mannschaft doch ideal zu einem 96-Fan. Sie durchlebt wie die Roten ständig Höhen und Tiefen. Selbst der Lieblingsfeind ist ähnlich. Blaugelb steht einem Wanderino ebenfalls miserabel.

Donnerstag, 5. August 2010

Salas - die Geschichte einer Heimkehr in die Fremde (2)

Teil 2: Die Ankunft

Da war er nun und wusste nicht wohin. Die Reise nach Santiago sollte eine Neuorientierung werden, dabei verlor er als allererstes den Überblick. Zuviele Informationen strömten beim Verlassen des Zollbereichs auf ihn ein. Die Empfangshalle des Flughafens war überfüllt. Jeder suchte irgendwen und Taxiagenturen warben um Kunden. Er musste dem Getümmel entfliehen.
Draußen vor der Tür steckte sich Salas eine Zigarette an und atmete durch. „Taxi, Señor?“ wurde ihm erneut angeboten. „Augenblick“ deutete Salas an. Der Fahrer nahm bereits seinen Rucksack zur Hand und verstaute ihn im Kofferraum. „Wo soll es hingehen?“ Das wusste Salas selbst gar nicht so genau. Er war gerade erst in in der chilenischen Hauptstadt angekommen und hatte kein genaues Ziel: „Wahrscheinlich ins Zentrum. Was kostet das?“ „10.000 Peso.“ Teuer oder nicht, Salas konnte das nicht einschätzen, ihm war es auch egal: “Na, dann los!“
Ob denn die Reise schön gewesen sei, wollte der Fahrer wissen. „Sie beginnt erst“, antwortete Salas und verblüffte dadurch seinen Gesprächspartner: „Aber Sie sind Chileno, oder?“ Eine Frage, die sich Salas selbst gestellt hatte: „Um das herauszufinden, bin ich hier.“ Er erklärte, dass er in Deutschland geboren und aufgewachsen war. Chile hatte er noch nie besucht. In den nächsten Wochen versuchte er etwas über seine Wurzeln zu erfahren, aber vor allem wollte er Fußball gucken.
Sie verließen die Autobahn und fuhren auf die Alameda, Santiagos Hauptstraße, welche die Stadt von Osten nach Westen durchquert und an der Plaza Italia endet. Der Verkehr geriet ins Stocken. Sie waren zwischen Omnibussen eingeklemmt. Salas starrte aus dem Fenster. Er blickte auf die abgeblätterten jedoch bunten Fassaden der Altbauten und die modernen Hochhäuser. Überall waren Menschen, die irgendetwas verkauften: Eis, Cola, Zeitungen, Schoklade, Spielzeug. Selbst auf der Straße wuselten sie vor den Ampeln zwischen den Autos umher. Es wirkte chaotisch, doch es gefiel ihm. Der Taxifahrer bemerkte, wie sehr sein Passagier in das Panorama versunken war. „Tun Sie sich selbst einen Gefallen und vergleichen es nicht. Das hier ist Santiago, nicht Deutschland. Lassen Sie sich darauf ein und Sie werden es lieben.“ Ein weiser Ratschlag, erkannte auch Salas. Er hatte vor ganz tief in die chilenische Gesellschaft einzutauchen. Beginnen wollte er damit durch einen Stadionbesuch.
Am Abend sollte das Abschiedsspiel seines Idols Marcelo Salas stattfinden. Deswegen hatte er diesen Tag als Beginn seiner Reise ausgewählt. „Was ist Ihr Verein?“ fragte er den Taxifahrer, um ihn in ein Fußballgespräch zu verwickeln. „La U“ antwortete dieser mit stolz. „Ach, das passt, Sie wissen bestimmt, wo es Karten für das Spiel gibt.“ „Ja, natürlich, am Estadio Nacional.“ Der Mann am Steuer riet dem Touristen besser gleich ein Ticket zu besorgen. Die Nachfrage war in den Tagen zuvor bereits sehr groß gewesen. „Dann fahren Sie mich doch bitte zum Stadion.“ Gerne, meinte der Fahrer ohne den Aufpreis zu vergessen.
„Warum sind Sie ausgerechnet ein Fan von Salas?“, fragte er. Sein Kunde erklärte, dass er eigentlich Jose hieße, aber in Hannover von allen Leuten Salas gerufen wurde. Der Taxichauffeur lachte: „Josés, die Salas gerufen werden, treffen Sie heute Abend viele.“

Dienstag, 3. August 2010

Orakel werden vor 96-Spielen nicht befragt


Die neue Bundesligasaison beginnt diesen Monat und die "Fußball von unten“ hat ein Vorabinterview mit der Blog-Redaktion geführt. Themen waren die 96-lose Zeit, Zielsetzungen und andere entscheidende Dinge für eine erfolgreiches Abschneiden im Mai 2011.

Wie hast du die Sommerpause verbracht?

Für mich war das eine Winterpause. Die Entzugserscheinungen wurden mit der WM und Stadionbesuchen beruhigt. Erstmals seit vielen Jahren war Fernsehfußball mit Beteiligung von 96-Spielern wieder ein Gemeinschaftserlebnis, wenngleich mein Daumen drücken für die USA kritisch kommentiert wurde. Die Auftritte der deutschen und der chilenischen Mannschaft waren wie in Deutschland überwiegend Anlässe für Fußballparties, allerdings in den Morgenstunden.

Hast du irgendwelche Erkenntnisse aus der Fußball-WM gezogen?

Aberglaube bringt Unglück, sagt eine Volksweisheit. Orakel und ähnliche Rituale vor 96-Spielen werden garantiert nicht durchgeführt.

Wie hast du dich eigentlich fit gehalten?

Fußballkonsum vor der Glotze und im Stadion reichen natürlich nicht aus, deswegen habe ich reichlich Zeit im Internet verschwendet - äh - investiert. Ach ja, ein Fitnessstudio, in dem espn und fox sports auf Plasmabildschirmen laufen, besuche ich inzwischen auch wieder.

Was sind die Neuerungen der Saison?

Seit Ende Juli gibt es ein- bis zweimal wöchentlich ein Kapitel von „Salas“ zu lesen. Dahinter steckt der Versuch auf dieser Seite einen Fußballroman entstehen zu lassen. Ich hoffe, er kommt bei den Lesern an. Außerdem ist es das Ziel den Blog regelmäßiger zu aktualisieren. Die Spielberichte bleiben selbstverständlich erhalten. Auch die Fundstücke werden wie gewohnt die Seite garnieren.

Wie wirst du die Spiele verfolgen?

Die Bundesliga wird im Fernsehen übertragen. Ich hoffe, die Sender werden sich häufiger als in der vergangenen Saison für die Roten entscheiden. Ansonsten liefern die Übertragungen der Wettanbieter und das Internetradio Hannovers Glanztaten nach Chile.

Gibt es weiterhin Fußballkaffee aus der 96-Tasse?

Ja, Kaffee gehört zu den chilenischen Stadionklassikern und daran habe ich mich längst gewöhnt. Gewiss habe ich in der Vergangenheit bei 96-Spielen selbst früh morgens schon Bier getrunken, darauf verzichte ich mittlerweile. Mein Sohn guckt gelegentlich mit.

Hast du schon das neue Trikot?

Produkte von under armour sind zwar selbst in Concepción erhältlich, doch das 96-Trikot habe ich leider nicht entdecken können. Vielleicht gibt es irgendwann eine Überraschung wie bei den diadora-Shirts. Ansonsten werde ich auf die bewährten Feldschlösschen-Trikots zurückgreifen.

Welche Ziele hast du dir für die Saison gesteckt?

Das sind zwei. Erstens: Der Besuch eines 96-Spiels im Stadion. Zweitens: Den befreundeten Restaurantbesitzer von einem Public Viewing in seiner Pizzeria überzeugen, falls 96 bei gol TV live gezeigt wird.

Und dein Tipp?

Ein erfrischend-fröhlicher elfter Platz.