Montag, 11. August 2008

Fußball im Qualm der Kohle: Lota Schwager


Lota ist eine Stadt mit großer Bergbautradition in der VIII. Region. Der Abbau der Steinkohle ist inzwischen zu teuer, weshalb der Ort zusehend verarmt, zudem blieb ein erfolgreicher Strukturwandel bislang aus. Hin und wieder gelingt es dem Fußballverein Lota Schwager das gesamtchilenische Interesse zu wecken. Es ist eine Fahrstuhlmannschaft, die zurzeit in der Primera B mit Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen steckt.

Das Estadio Federico Schwager, benannt nach dem verstorbenen Firmenpatron und Vereinsgründer, fasst 7000 Plätze. Das Stadiongelände ist nicht direkt in Lota, sondern in der Gemeinde Coronel, einem Vorort von Concepción. Es besteht aus zwei Stahltribünen sowie einer Fankurve aus Beton. Eingebettet in ein kleines Waldstück kann es schnell übersehen werden, da neben einem Zuschauerrang auch die Flutlichtmasten fehlen. Von einem Hügel aus lassen sich die Partien aber Gratis verfolgen, falls die Karten knapp werden sollten. In der Regel kommen 4000 Zuschauer.

Der harte Kern der lokalen "Hinchada" steht hinter dem Tor und lässt während der gesamten 90 Minuten einen Kohlekessel dampfen, aus dem auch gelegentlich Stichflammen entweichen. So werden die Zuschauer permanent an die Herkunft ihres Vereins erinnert, denn die Rußwolken ziehen bei günstigen Winden über das gesamte Areal. Da der schwarze Qualm ihrer Ansicht nach manchmal nicht ausreicht, werden zusätzlich rote Rauchbomben angezündet. Für die Sicht auf das Spielfeld ist der Nebel unbedeutend, in der zweiten chilenischen Liga hat der Fußball eher ein niedriges Niveau. Einige Minuten können problemlos verpasst werden.

Am Sonntag waren die Santiago Wanderers aus Valparaiso zu Gast in Lota. Die Grünweißen aus der Hafenstadt gehörten vor nicht allzu langer Zeit zu den besseren Teams des Landes und waren 2001 sogar Meister. Seit drei Jahren befindet sich das Team jedoch in einer Dauerkrise und kämpft momentan sogar um den Klassenerhalt in der Primera B. Der Anhang bleibt trotzdem treu. Heimspiele in Valparaiso sind dank des stimmgewaltigen Publikums immer noch besondere Erlebnisse und auch auswärts reisen für chilenische Verhältnisse viele Fans mit. Zu ihrem Leid gehören sie aber in der zweiten Liga zu den einzigen problematischen Hinchas, daher suchten sie in Lota vergeblich nach Ärger. Weil auf die Pöbeleien und Provokationen keiner der Zuschauer auf der Heimseite reagierte, feuerten sie lieber ihre Mannschaft an. Vergeblich, denn das Spiel endete 0:0.


Die Gegentribüne im Estadio Federico Schwager. In Lota möglich: mit dem Fahrrad ins Stadion.



Die Heimfankurve von Lota Schwager im Nebel
Blick auf die Haupttribüne.
Pro Fan eine Fahne: Santiago Wanderers.

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