Mittwoch, 3. September 2008

VfB Stuttgart - Hannover 96


“Haben Sie die deutschen Zeitungen bekommen?” fragt Rodrigo seine Sekretärin. „Ja, in der Paseo Ahumada gab es die Welt sowie eine Frankfurter“, antwortet Loreto mit dem Hinweis, dass die Blätter bereits zwei Tage alt seien. „Das ist schon in Ordnung. Danke!“ Auf die neuesten Neuigkeiten in der Finanzberater aus Santiago nicht angewiesen, weil Internet und Fernsehen ihn ausreichend versorgen. Rodrigo möchte nur in aller Ruhe die Wirtschaftsressorts durchstöbern, trotzdem wirft er als zunächst einen Blick in den Sportteil.

„Das darf nicht wahr sein“, ruft er entsetzt. „Ist etwas passiert?“, ist seine Sekretärin besorgt. „Ja, Hannover 96 hat schon wieder verloren.“ Die Partie in Stuttgart endete 2:0 für den VfB, aber ist deswegen so ein Theater nötig? Doch dann erinnert sich Loreto an das leidenschaftliche Fußballinteresse ihres Chefs. Regelmäßig geht er zu Universidad Católica und macht sogar früher Feierabend, wenn sein Lieblingsklub unter der Woche in der Copa Sudamericana antritt. Auch für die internationalen Ligen begeistert er sich. Ganz egal, ob es sich um Topteams oder Gurkentruppen handelt, Loretos Arbeitgeber weiß über vieles Bescheid. Weil er mal auf der Cebit war, hat er zu dem deutschen Verein seit seiner ersten Europareise eine Beziehung entwickelt, obwohl 96 kein Spitzenverein ist.
Allerdings verfolgt Rodrigo die Bundesliga nur unregelmäßig. „96 wird sowieso immer nur Elfter“, ist er überzeugt, was natürlich nicht stimmt, zuletzt waren die Niedersachsen Achter. Er hatte beim Aufschlagen der Zeitung „seine“ Roten selbstverständlich im Tabellenmittelfeld erwartet und ist deshalb so geschockt, sie ganz unten vorzufinden. „Sowas rauscht an mir derzeit völlig vorbei“, stellt er fest und ist in dem Moment gar nicht unglücklich über den Arbeitsstress. „Ach, Kopf hoch, Chef!“ versucht ihn Loreto zu motivieren. „Falls die Mannschaft lange im Abstiegskampf steht, sind Sie glücklich, wenn 96 am Ende noch 11. wird.“ Da hat meine Sekretärin auch wieder Recht, gesteht Rodrigo von der Theorie überzeugt und blättert zur Wirtschaftsseite.

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