Mittwoch, 17. September 2008

Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach


“Bist du Alejandro?” Ein junger Mann blickte nach oben: „Ja. Und du bist Camila?“ Er stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie schaute ihn musternd an: „Jetzt erinnere ich mich wieder. Du warst auf Marcelas Geburstagsparty.“ Alejandro stimmte zu und erklärte, er wäre einer ihren langjährigen Freunde.
Marcela war es auch gewesen, die das Treffen der beiden vermeintlich Unbekannten arrangiert hatte. „Lasst euch doch mal verkuppeln“, forderte sie ein paar Tage zuvor von ihm. Sie habe da eine Bekannte, die hübsch, sympathisch und vor allem Single sei, weshalb sie perfekt zu ihm passe. Sowohl Camila als auch Alejandro fanden ihre Idee zwar etwas zu direkt, sagten allerdings zu. Bei einem sonntäglichem Frühstück in einem Café im Zentrum Santiagos wollten sie sich kennen lernen.
„Dann berichte mal von dir. Was machst du so?“, fragte Camila. Er sei Sportjournalist, so Alejandro und versuchte zugleich das Thema zu übergehen. Fußball gehöre nicht in einen Flirt, war er der Meinung. „Journalist? Das ist interessant“, meinte die Frau charmant gespielt. Ihr Gegenüber bedankte sich und fügte zugleich ein, dass sich vieles wiederhole, da in der chilenischen Liga nicht gerade die Sensationen sprudeln würden. Er träumte davon in Europa zu arbeiten, wo alles viel größer wäre. In Gedanken zwang er sich, über etwas anderes zu reden, damit er Camila nicht langweilte. „Naja, ich verfolge das alles nicht“, bestätigte sie seine Vermutung. Mit den Reiseplänen zum kommenden langen Wochenende fanden sie schnell ein gemeinsames Gesprächsthema. Ganz Chile feiert am 18. September seinen Nationalfeiertag und nutzt die Festtage für einen Kurzurlaub. „Ich werde nach San Pedro fahren“, erzählte Camila voller Vorfreude und schmückte dabei ihr Programm aus: ein Besuch bei den Geysiren von El Tatio, die Lagunen, der Vulkan. Alle sollte besichtigt werden.
„Jaaaaa“, jubelte Alejandro plötzlich. „Deine Anteilnahme ist zwar schön, aber ist das nicht übertrieben?“, wunderte sich seine neue Bekanntschaft. „Ach, wie? Was?“ Alejandro war verwirrt. Er hatte ihr nicht mehr richtig zugehört, seit er auf dem Kneipenfernseher eine Fußballübertragung entdeckt hatte: Hannover 96 gegen Borussia Mönchengladbach. „Sag mal, guckst du etwa Fußball?“ Camila war entsetzt. Da hatte sie ihr erstes Blinddate ihres Lebens und der Kerl schaute irgendein Gekicke aus Deutschland. „Ähm, ja, aber das Spiel ist gut und die Roten haben gerade ein Tor geschossen“, versuchte er die Situation zu beschwichtigen. Erfolglos, denn Camila wollte das Café sofort zu verlassen. „Kein Wunder, dass du dich verkuppeln lassen musst, aber nicht mit mir“, warf sie ihm vor und ging.
„Ich wusste es“, ärgerte sich Alejandro. Fußball gehöre nicht in einen Flirt, wusste er nun umso mehr. Weil sie tatsächlich sehr hübsch sei, werde er einfach einen neuen Versuch starten, aber nicht an einem Wochenende. Immerhin konnte er nun das 5:1 von 96 in Ruhe sehen. Ein paar Traumtore waren auch dabei.

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