Freitag, 25. Juli 2008

96-Merchandising in Chile ... Trikots!


“Kommst du jetzt mit? Wir wollen doch in die Mall“, fordert mich meine Frau am Freitagnachmittag auf. Wollen? Naja, besser gesagt, müssen. Die Einkaufszentren gehören nicht gerade zu meinen favorisierten Orten, aber wir haben wirklich einige Einkäufe für den kommenden Nachwuchs zu erledigen, weshalb ich mich nicht wehre. Mit dem Sammeltaxi fahren wir zur „Plaza Trebol“, einem Shoppingparadies zwischen Talcahuano und Concepción, das all den anderen Konsumtempeln in Chile wie ein Klon gleicht. Am Eingang gibt es eine Art englischen Pub und eine Sportbar, unter dem Dach reihen sich die Markenläden sowie Kaufhäuser aneinander: Almacena Paris, Ripley, Fallabella etc.. Alles ist blitzsauber und steril, ich bevorzuge eigentlich lebendige Innenstädte.
Nur flüchtig werfe ich einen Blick in das Diadora-Geschäft, doch plötzlich beginnt mein Herz zu rasen. Was ich sehe, kann ich kaum fassen: 96-Trikots hängen tatsächlich strahlend neben denen von Huachipato und Union Española. Ich muss da rein! Als miserable Recherche entpuppt sich mein Blogartikel über die fehlenden 96-Jerseys in Chile heraus, doch das ist nun egal. Zielstrebig gehe ich auf die Hemden mit dem Tuifly-Schriftzug zu, während sich die Verkäuferin über meine nicht zu verbergende Euphorie wundert. Meine Frau erklärt ihr, dass es sich um Merchandising meines Lieblingsvereins handele und ich niemals mit dem Verkauf dieser Produkte in Chile gerechnet hätte. „Die führen wir seit zwei Wochen“, meint die Händlerin. Am anderen Ende der Welt verscherbelt Diadora also seine Restbestände und ich greife natürlich zu. Seit zwei Jahren habe ich keine 96-Trikots in einem Laden gesehen. Ein bewegender Moment.
„Wer kauft denn in Talcahuano etwas von Hannover 96?“, frage ich. „Ach, gar nicht so wenige. Den Kunden gefällt das Design“, erwidert die Dame an der Kasse und will wissen, was das für ein Team sei. Ich halte einen Kurzvortrag über die Einzigartigkeit dieser Mannschaft und erzähle ihr, 96 sei bereits zweimal Meister sowie einmal Pokalsieger gewesen. Sie erfährt, dass ich jahrelang eine Dauerkarte besaß und früher sogar im Europacup auswärts mit dabeigewesen war. Die unwichtigen Details spare ich aus. Nachdem ich ihr die nötigsten Daten und Fakten über die Roten erläutert habe, bremst mich meine Frau. Sie befürchtet einen weiteren stundenlangen Monolog und drängt mich zum Weitergehen. Die Verkäuferin bedankt sich jedoch für diesen lehrreichen Moment, weil sie jetzt die Klienten besser beraten könne. Natürlich verspricht sie, sich ab sofort für 96 zu interessieren. Ich glaube ihr und verlasse ein Trikot reicher das Geschäft.

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