Sonntag, 20. Juli 2008

Eine weitere Saisonvorschau


“Ja, ja! Ich komme schon” Pedro ging vom Klingeln genervt zur Tür. Er hatte sich zuvor für eine ausgiebige Siesta hingelegt und konnte Störenfriede nicht gebrauchen. Er wollte lieber schlafen anstatt irgendwelche Vertreter abzuwimmeln. Beim Öffnen änderte sich seine schlechte Laune schlagartig, da ihn weder ein Postboten noch ein Elektriker, sondern Marcella erwartete.

„Das ist eine schöne Überraschung. Komm doch rein“, freute sich Pedro. Die Frau vor dem Hauseingang erklärte, sie wäre gerade in der Nähe gewesen. Das war ein bisschen geschwindelt, denn die Besucherin hatte zuvor seine Adresse herausgefunden, weshalb sie ihren Sonntagsspaziergang gezielt in Richtung ihres Freundes legte. Marcella suchte etwas Abwechslung und erinnerte sich an das Treffen am Meer. Mit Pedro, ihrem Nachbarn aus Jugendzeiten, konnte sie sich gut unterhalten. Sie war glücklich, ihn wiederentdeckt zu haben und wollte dem Kontakt wieder neues Leben einhauchen. Früher waren sie fast wie Bruder und Schwester, so nahe standen sie sich, dann hatten sie sich jahrelang nicht mehr gesehen.

Wie in alten alten Tagen konnte Marcella ihre Sorgen nicht verbergen, hatte sie doch nicht ihren besten Moment erwischt, was Pedro schnell bemerkte: „Du stehst irgendwie neben dir, ist was passiert?“ Eigentlich nicht, erklärte Marcella. Sie habe sich mal wieder mit dem Vater ihrer Tochter gestritten. Der Ärger war groß: „Er verweigert nun sei mehreren Monaten jegliche Unterhaltszahlungen für Alicia und kümmere sich überhaupt nicht um sie.“ Dabei war besonders Marcella auf seine Hilfe angewiesen, denn der Job und der Haushalt gaben ihr kaum Platz für ein Privatleben. Geld war sowieso immer zu knapp vorhanden. „Finanzielle Probleme sind alltäglich“, stimmte Pedro ein.

„Aber dir scheint es doch recht gut zu gehen“ meinte sein Gast ein bisschen frech, nachdem Marcella sich in der Wohnung etwas umgesehen hatte. „Ja, mittlerweile schon“ gab der Hausherr mit gewissem Stolz zu. Sein Apartment war für die Bleibe eines chilenischen Junggesellens äußerst geschmackvoll eingerichtet. Antike und moderne Möbel passten perfekt zueinander. Sie war außerdem selbst beim Überraschungsbesuch aufgeräumt. Marcella fiel sofort die Sammlung diverser Fußballsouvenirs aus aller Welt auf: eine Stehlampe von den Santiago Wanderers, ein Benfica Lissabon-Wimpel, ein Bierglas mit dem Dynamo Houston Emblem, sowie zahlreicher anderer Kleinkram, vieles in schwarz, weiß und grün. „Und? Ist da auch auch was von Hannover 96 dabei?“, wollte sie wissen. „Sicher“, Pedro zeigte sofort auf die Feldschlösschendose mit den eingravierten Unterschriften, ein Andenken aus den 80er Jahren. „Schade, dass die schon leer ist. Alkohol würde mich heute aufmuntern.“ An berauschenden Getränken fehlte es allerdings nicht. Pedro hatte eine kleine Hausbar und bot ihr einen Pisco Sour an.

Er verschwand in der Küche und kam mit zwei Gläsern wieder. In den landestypischen Cocktail malte er mit etwas Sirup eine 96 in den Schaum. „Hey, das sieht richtig gut aus“ zeigte sich Marcella begeistert, als sie das Glas entgegen nahm. „Bei dir ist es sehr gemütlich. Hier werde ich häufiger vorbeischauen.“ Pedro gefiel diese Ankündigung, hatte er bereits beim letzten Treffen auf ein schnelles Wiedersehen gehofft: „Wir wollten doch die Spiele zusammen angucken.“ „Na, das werden wir auch und dabei viele Siege feiern“, wurde ihm daraufhin charmant lächelnd versprochen.

Die erste Vorschau unter:

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