Montag, 28. Juli 2008

Ideal für Groundhopper: das Estadio Collao

Vor einem Kassenhäuschen tummeln sich weltweit allerlei schräge Vögel. Ob Hooligan, Ultra, Kutte etc. - alle müssen warten. Das kann lustig, aber auch extrem nervig sein. Hühner, Fasane und Gänse gehören eigentlich nicht zur üblichen Klientel von Kartenkäufern. Vor dem Estadio Municipal de Concepción reihen sich die Tiere trotzdem in die Warteschlange ein, wenn der Vorplatz hauptsächlich für den Wochenmarkt genutzt wird. Das Geflügel rennt an solchen Tagen zwischen den Fußballfans umher und sein Besitzer hat alle Mühe sein Kapital wieder einzufangen.
Das Collao, wie die Sportstätte im Volksmund heißt, hat die ideale Anbindung für vielreisende Groundhopper. Das Busterminal befindet sich direkt gegenüber. Stadtbesuche in Concepción werden dadurch überflüssig, falls man nur ein Spiel sehen möchte. Bei den so genannten Risikopartien der jeweiligen Gastgeber gegen Colo-Colo und Universidad de Chile verkaufen allerdings die Kneipen im Viertel kein Bier, so dass der Durst erst ein paar Blöcke weiter gestillt werden kann.
Das Stadion fasst 35.000 Zuschauer, es wurde 1962 eröffnet und ist für chilenische Verhältnisse in einem guten Zustand. Die Fans verteilen sich normalerweise auf den Oberrängen der Haupt- bzw. Gegentribüne. Bei den Begegnungen der Heimatvereine Deportes Concepción, Fernandez Vial und Universidad de Concepción bleibt eine davon in der Regel leer. Auswärtsfans bringen die meisten Mannschaften nur sehr wenige mit, Ausnahmen sind die Klubs aus Santiago sowie die Teams aus den Nachbarorten Talcahuano, Lota und Chillán.
Die Kurven hinter den Toren haben nur einen Rang, gewähren aber einen schönen Blick in die Natur, falls das Geschehen auf dem Rasen zu sehr langweilt. Leider hat das Collao keine Überdachung, obwohl es am Bío-Bío Fluss ziemlich häufig regnet. Es gibt Pläne, die Schalker Fußballarena zu kopieren. Angeblich existieren Kooperationsverträge mit dem Bundesligisten, doch die finanzielle Situation der Provinzhauptstadt erlaubt einen solchen Bau auch in den nächsten Jahrzehnten nicht. Deportes Concepción wurde gerade wegen fehlender Zahlungen die Lizenz entzogen.
Das Collao ist das größte Stadion der VIII. Region, daher nutzen es Lota Schwager, Huachipato und Ñublense als Ausweichort, vor allem, wenn der Rekordmeister Colo-Colo Gegner ist. Am Sonntag traf die Riege auf Ñublense, dem Überraschungsteam der vergangenen Saison. Etwa 15.000 Zuschauer waren im Stadion, die Mehrheit gehörte dem Anhang des ehemaligen Arbeitgebers von Arturo Vidal. Ñublense ist allerdings einer der populärsten Vereine Chiles und hatte ebenfalls viele Fans mitgebracht. Die eigentliche Heimatstadt der roten Teufel ist Chillán und liegt eine Autostunde von Concepción entfernt. Die 90 Minuten waren abseits des Platzes weitaus interessanter als auf dem Rasen, da tagelange Regenfälle das Spielfeld aufgeweicht hatten. Colo-Colo gewann mit 2:1 und auf den Tribünen gab es ein Unentschieden, lieferten sich beide Seiten doch sich ein stimmungsvolles Gesangduell. Fußballreisende sollten eine Partie von Ñublense mit in ihre Planungen aufnehmen.
Fanartikelverkauf in einer Zufahrtsstraße.
Leere Südkurve im Collao
Intro der Rediablos beim Einlauf von Ñublense.
Sicht auf den Anhang von Colo-Colo.
Bei allen Spielen von Colo-Colo dabei: die Garra Blanca.

Eine ebenfalls leere Kurve im Norden.

2 Kommentare:

  1. Hola Florian!
    Also wenn ich mir das erste Foto vom Stadionvorplatz so ansehe, werde ich das schleichende Gefühl nicht los, dass in Conception grad nicht so das dolle Wetter ist!?!
    Boah - ist das warm hier :-)

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  2. Es ist gerade Winter, aber mit 14-15 Grad in der Sonne.

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