"Ihr steht also wieder mal im Finale", stellt mein Nachbar fest. "Das ist doch selbstverständlich", erklär ich ihm, deshalb nehme Deutschland doch an dem Turnier teil. "Angeber, aber viel Glück am Sonntag", wünscht er mir noch, obwohl das mit Glück eigentlich nichts tun haben sollte. Vielmehr ist die perfekte Vorbereitung wichtig.
Als einer von über 80 Millionen Bundestrainern trage ich auch fernab der Heimat eine gewisse Verantwortung. Die richtige taktische Aufstellung ist entscheidend. Kleinste Veränderungen stören möglicherweise den Spielverlauf und bislang habe ich kaum Fehler gemacht. Ein Bierwechsel gegen Kroatien wirkte sich jedoch sofort negativ aus. Statt des chilenischen Cristals, griff ich zum deutschen Importbier. Das war respektlos gegenüber meinem Gastland, was anschließend gegen Österreich wieder geändert wurde. Nach der Rückkehr zum Cristal, dass in Chile Sponsor zahlreicher Erst- und Zweitligisten ist, lief der Kick wieder.
Bewährt hat sich das schwarz-rot-goldene Mittagessen. Das Endspiel wird um 14:45 Uhr Ortszeit angepfiffen, so dass die farblich passende Getränkeauswahl und die in Landesfarben colorierten Speisen großen Einfluss auf die Leistung des Rekordeuropameisters haben. Ein vegetarische Paella ließe sich gut dazu nutzen, doch könnte natürlich die Spanier stärken.
Eine enorme Bedeutung hat auch die Trikotwahl. Prinzipiell trage ich seit dem Viertelfinale ein Trikot von der EM 1996, aber im Retroshirt aus den 70er Jahren habe ich gegen Polen und Österreich erfolgreich auf den Fernseher geschaut. Ich weiß noch nicht, welches Hemd ich am Sonntag anziehe. Die Tendenz geht zum 96er-Jersey, damit wurde die Elf schon Europameister.
Unverändert wird der Schal auf dem Fernseher liegen bleiben. Er hat der Nationalmannschaft Schutz vor zu vielen Störungen von außen gegeben und strahlt das permanente EM-Fieber, das in meiner Wohnung herrscht, aus. Allerdings ist gerade der Fernseher das größte Problem bei der Finalaufstellung. Das Spiel wird auf Spanisch übertragen. Die Sprecher sind zwar Argentinier, aber trotzdem könnte es für den Gegner ein Vorteil sein. Andererseits werde ich die Spanier auch mehrsprachig beschimpfen. Durch die vielen Stadionbesuche in Chile habe ich die nötigen Vokabeln gelernt.
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