
Freitag, 11. Dezember 2009
Hannover 96 in der chilenischen Werbewelt

Mittwoch, 9. Dezember 2009
Ein Meister, der keiner ist
Colo-Colo hat die Ligaphase nur als Vierter abgeschlossen und belegt in der Gesamtwertung 2009 sogar nur den 9. Platz. Die Play Offs machen es jedoch möglich, dass in Chile Mannschaften den Titel holen, die während der Saison kein einiziges Mal Spitzenreiter waren. Die chilenische Meisterschaft wird halbjährig ausgespielt. Alle 18 Mannschaften treten zunächst gegeneinander an und die ersten Acht ermitteln darauf in einer K.O-Runde mit Hin- und Rückspielen den Sieger, der in der Regel Colo-Colo heißt.
Finalgegner Universidad Católica war zwar in der Clausura das überragende Team, doch stand am Ende wie so oft mit leeren Händen da. Nur eine Niederlage kassierte UC zuvor und hatte zehn Punkte mehr als der Ex-Verein vom Dortmunder Lucas Barrios. Colo-Colo ging 5-mal als Verlierer vom Platz, gewann allerdings das entscheidende Spiel gegen den ewigen Zweiten im ausverkauften Estadio Santa Laura in Santiago.
Kurioserweise kusierte im September bei Colo-Colo sogar die Abstiegsangst. Der Rekordmeister war nach einer Niederlagenserie dem Tabellenkeller gefährlich nahe gekommen. Der Traditionsverein vermied den Absturz in die 2. Liga letztlich problemlos und selbst Trainer Hugo Tocalli überstand die Krise. Mit einem Sieg im Superclásico gegen Universidad de Chile wurde die Wende eingeleitet. Seitdem ging es permant bergauf und endete ganz oben. Herzlichen Glückwunsch
Sonntag, 6. Dezember 2009
96 gegen Leverkusen

Hannover war längst vergessen und die Bayer-Elf steht ohnehin im Fokus der chilenischen Fußballjournalisten, weil mit Arturo Vidal ein Landsmann beim Tabellenführer Stammspieler ist. Ein eigener Bundesligastar wertet das Gekicke im Andenstaat auf und schafft Fans fernab Leverkusens. Der Spitzenreiter ist beliebt in Südamerika und so überraschte die Zusammenfassung im Sportblock der Nachrichten des 0:0 zischen 96 und Bayer nicht.
Im Fernsehen gab es die Partie leider nicht und so musste ich mich mit einem asiatischen Stream zufriedengeben. Ich habe zwar kein Wort verstanden, doch ich konnte meine Roten nahezu ruckelfrei verfolgen. Zuletzt bin ich stets unterwegs gewesen, wenn 96 spielte, weshalb ich die nur die Resultate mitbekam. Dieses Mal unterstützte meinen Lieblingsklub zeitgleich vor dem PC, nur dass es keine Tore zu bejubeln gab. Immerhin kann ich behaupten, Hannover in gewisser Weise Glück zu bringen. Sehe ich in dieser Saison Livebilder, verliert die Equipe nicht.
Auch gegen Leverkusen nicht und die Normalität ist tatsächlich zurück. Die letzten Ergebnisse sagen das aus. Nach zwei Niederlagen in Folge, rappelten sich die Roten wieder zur gewohnten Mittelmäßigkeit auf. Eine sportliche Krise gibt es auf dem Platz also nicht. Ein Remis gegen Leverkusen ist in Ordnung, wenngleich nicht gut genug, um sich deutlich von der Abstiegszone abzusetzen. Immerhin bemüht sich die Konkurrenz im Keller weitaus weniger, so dass der Blick auf die Tabelle wenig Sorgen bereitet.
Mittwoch, 11. November 2009
Die Nummer 1 ist Robert Enke
Warum bin ich eigentlich traurig? Richtig gekannt habe ich Enke nicht. Ich habe ihn vor Jahren für das 96-Fanzine Notbremse interviewt. Das war fast alles an persönlichem Kontakt mit ihm, sonst habe ich ihm aus der Kurve oder vor dem Bildschirm zugejubelt. Er war keiner aus meinem wirklichen Leben, kein Freund, kein Verwandter und nicht einmal ein flüchtiger Bekannter. Er war der Torwart meines Lieblingsvereins Hannover 96 und das bedeutet mir wohl mehr als ich ahnte. Selbst 15.000 Kilometer von Hannover entfernt im chilenischen Concepción.
Enke war ein Idol, er hatte dem Fußballzirkus ein menschliches Gesicht gegeben. Leider waren es oft seine Schicksalsschläge, die die allgemeine Aufmerksamkeit weckten. Wie er auftrat, gefiel den Menschen. Es machte aus einem unnahbarem Profi einen Vertrauten und so ist die kollektive Trauer wiederum keine Überraschung, hat er mit den Fans doch etwas gemeinsam: Enke ist 96, so wie wir es sind.
Mittwoch, 14. Oktober 2009
La Roja ist bei der WM in Südafrika 2010 dabei

Chile va al mundial – Chile fährt zur WM. Seit vergangenem Samstag kennen die Fans kein anderes Lied mehr. Das Nationalteam des Landes hat sich mit dem 4:2-Sieg gegen Kolumbien vorzeitig für die Weltmeisterschaft 2010 qualifiziert und somit die Chilenen in einen kollektiven Freudenrausch versetzt. Großen Anteil an dem Erfolg hat der argentinische Trainer Marcelo Bielsa, der aus elf talentierten Einzelspielern eine Mannschaft geformt hat.
Zum letzten Mal hatte Chile an der Fußball WM 1998 in Frankreich teilgenommen. Seitdem blamierte sich La Roja, wie die Riege genannt wird, in der Qualifikation eher als das sie überzeugte, bis der große Bielsa kam. Er übernahm die Mannschaft zu einem Zeitpunkt, in dem sie als Ansammlung von Trunkenbolden jedoch nicht als Fußballteam bekannt war. Bei der Südamerikameisterschaft in Venezuela 2007 sorgten die Chilenen fast ausschließlich für Negativschlagzeilen. Die Nationalelf war am Tiefpunkt und Bielsa galt von Beginn an als der große Retter.
Er schaffte zunächst professionelles Arbeitsfeld für die Auswahl und brachte seinen Kickern einen erfrischenden Offensivfußball bei. Chile stürmte von Sieg zu Sieg. Als auswärtsstark präsentierte sich die Mannschaft und begeisterte mit ihrem Hurrastil nicht nur das heimische Publikum. Selbst in den argentinischen Fernsehkanälen wird inzwischen in den höchsten Tönen von La Roja gesprochen. Weil die Qualifikationrunde in Südamerika zu einer WM als inoffizielle Kontinentalmeisterschaft gilt, werden die 18 Spieltage wie eine Liga verfolgt. Zu Platz Eins in der Qualifikation hat es diesmal nicht gereicht, denn Brasilien wies dem Überraschungsteam die Grenzen auf.
Marcelo Bielsas Arbeit besteht nun darin, neben seiner starken Stammformation eine schlagkräftige zweite Reihe zu formen. Die Stars wie Torhüter Claudio Bravo, Leverkusens Arturo Vidal, der Wunderknabe Alexis Sanchez, Torjäger Humberto Suazo und auch das Enfant Terrible Jorge Valdivia überzeugen auf dem Platz. Andere schwanken in ihren Leistungen wie Matías Fernandez. Eventuelle Ausfälle der ersten Elf können das Team hart treffen, denn die Ersatzbank ist bei weitem nicht so stark. Auf einen ausgeglichenen Kader kommt es joch bei einem langen Turnier an. Gelingt es Bielsa diesen zu finden, ist Chile ein Kandidat fürs Viertelfinale. Eine Standortbestimmunng wird das Testspiel gegen Deutschland am 14. November in Köln sein.
Die Qualifikation ist geschafft. Der Verband sollte zusehen, dass die allgemeine Fußballeuphorie auf die marode Liga übertragen wird. In der Primera A kicken die Vereine vor weitgehend leeren Stadien. Die Bedingungen sind mit den zerpflückten Spieltagen alles andere als optimal. Das Play Off System, das in der Regel Klubs Meister werden lässt, die die Tabelle nicht als Erster abschließen, schafft Langeweile. Hier sind dringend Reformen nötig, um den momentanen Erfolg der Auswahl kontinuierlich fortzusetzen. Die WM 98 und die darauffolgende Qualifikationrunde zur WM 2002 sollten warnende Beispiele sein. Nach einem hervorragendem Turnier in Frankreich belegte Chile auf dem Weg nach Japan und Südkorea nur den letzten Platz.
Sonntag, 23. August 2009
Drei Spieltage Bundesliga: Hertha, Mainz und Nürnberg
Dem stimmte ich zu und bemerkte, dass Juan davon offensichtlich eine ganze Menge hatte. Er war Anhänger von Fernandez Vial, Concepcions Leiden schaffender leidenschaftlicher Fußballverein. Die Schwarzgelben haben ein treuen Anhang und dümpeln in Abstiegsrunde der dritten chilenischen Liga herum. „Das sind nur Details in der großen Historie von Vial“, meinte Juan. So erklärte er mir, dass Gott zuerst Fernandez Vial erschaffen und sich anschließend mit dem Rest der Weltentstehung beschäftigt hätte. Seine Helden brauchten schließlich einen Fußballplatz und Gegner. Wie wahr! In einer so langen Geschichte ist Vials aktuelle Krise ein fast übersehenswertes Detail.
Im Gegensatz zu grandiosen Fußballklubs lebt der Mensch nicht so lange und da zählt persönlich jede Saison. Drei Spieltage ist die aktuelle Spielzeit jung oder im Falle von Hannover 96 bereits alt. Die Roten haben schon ihren Trainer gewechselt und hatten vorübergehend Abstiegsangst. Die Ergebnisse zeigen jedoch das ganz gewöhnliche Bild. Erst eine Niederlage gegen Hertha BSC, darauf ein Remis gegen Mainz 05. So war der Sieg gegen den 1. FC Nürnberg eine logische Folge, um wieder völlig ausgeglichen in der Bundesliga dabei zu sein. Platz 11 lautet das Ziel, damit die Könige des Mittelmaßes ihre Doppeleins erneut verteidigen.
Das sollte kein Problem sein, Dieter Heckings Rücktritt war dafür überflüssig. Es gehört lediglich zur Vereinstradition, regelmäßig ein anderes Gesicht auf der Bank zu präsentieren. Andreas Bergmann ist also der Name der aktuelle 96-Periode. Ganz gleich, ob erfolgreich oder nicht, er wird irgendwann wieder Ex-Trainer sein.
Bergmanns Einstand war aber gelungen. 96 gewann 2:0 in Nürnberg und somit führt seine Serie fort. Die hannoversche Equipe ist seit zwei Spielen ungeschlagen. Das klingt bislang nicht beeindruckend, aber selbst die imponierendsten Leistungen fangen klein an. Warten wir einfach mal ein paar Spieltage ab und beurteilen dann, wofür das 1:1 gegen Mainz der Anfang war. Es gibt Titelkandidaten, die schlechter dastehen. Das ist auch so ein Detail.
Montag, 3. August 2009
Enttäuschungen mit 96: Pokalaus in Trier
„Das Dortmund-Spiel werde ich vielleicht sehen können, garantiert jedoch Hannovers Auftritt in der zweiten DFB-Pokal-Runde.“ Mein Terminkalender für meine anstehende kurze Reise in die Heimat ist eng, doch Stadionbesuche dürfen nach drei Jahren nicht fehlen. Ein Weiterkommen von 96 im Pokalwettbewerb war daher obligatorisch.
Ich war von Anfang an nervös wie lange nicht mehr, weil ich irgendwie kein Vertrauen in meine Roten hatte. Ein Viertligateam muss zu schlagen sein, aber es hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt nur ein Bundesligist blamiert. Die Rollen der Erstrundentrottel waren also noch unterbesetzt und ich ahnte, dass 96 dafür talentiert genug war. Trotz einer schnellen 1:0-Führung für meine Lieblingself blieb ein Unbehagen, denn alle Tickermeldungen schrieben über einen glanzlosen Auftritt der Hecking-Riege. Nachdem das 1:1 gefallen war, fing ich an meine Reiseplanung wieder umzustrukturieren. Das konnte nicht gutgehen und das 2:1 für Trier fiel wie selbstverständlich. Um jede Hoffnung auf ein Gerade-nochmal-gut-gegangen zu nehmen, erhöhte die Heimmannschaft kurz vor Schluss auf 3:1. Die Roten sind raus aus dem Pokal und somit ich. Meinen es die Spielplanmacher nicht gut mit mir, werde ich diese Saison erneut 96-los auskommen müssen. So nah, so fern.
Dienstag, 28. Juli 2009
Unterschiede der Liebe
Er mochte sie nicht nur, weil sie auffällig hübsch war, sondern er hatte sich mit ihr sofort prächtig verstanden. Ein Zulächeln in der U-Bahn hatte den Anfang gemacht. Derartige Situationen ließ der Enddreißiger nie unausgesprochen und verwickelte seine Sitznachbarin ins Gespräch. Nach einem Kaffee landeten sie bei ihm. Für diese Gelegenheiten wohnte er strategisch gut im Zentrum von Santiago und sein aktuellster Eroberungszug verlief wie gewohnt bis Maria hineinplatzte.
Maria war von Anfang bekannt, welchen gesellschaftlichen und kulturellen Austausch ihr deutscher Freund pflegte, zumal er mit seinen blonden Haaren eine kleine Attraktion war. Sie erwartete nicht, die einzige in Sebastians Leben zu sein, aber bislang wurde sie mit seinen galanten Tête-à-Têtes nie direkt konfrontiert. Dieses Mal sah sie ihrer Konkurrenz ins Gesicht und platzte vor Zorn, weil sie sich eigentlich erhofft hatte so etwas wie Sebastians feste Freundin zu sein, immerhin trafen sie sich schon seit zwei Monaten regelmäßig. Das sollte für seine Verhältnisse eine Bindung sein, dennoch enttäuschte er sie wieder: „Wer ist die Schlampe?“ „Hey, bleib mal locker“, reagierte Sebastian genervt von Marias Auftritt, während seine Flirtbekanntschaft sich anzog und die Wohnung verlies. „Zuviel Stress hier! Vielleicht ein anderes Mal“, flüsterte sie ihm noch ins Ohr flüsterte und warf ihm beim Hinausgehen noch einen Kuss zu.
Sebastian wendete sich Maria zu: „Was sollte das jetzt?“ „Das wollte ich dich auch fragen“, konterte sie, allerdings war er sich keiner Schuld bewusst. Natürlich hat er sich in den vergangenen Wochen überwiegend mit ihr eingelassen, aber deswegen hatte sie keine Ansprüche zu vermelden. Maria sah das anders: „Warum rennst du vor einer Beziehung weg?“ Das tue er gar nicht, antwortete er. Er liebe halt alle Frauen und da sei Monogamie unmöglich. „Jetzt soll ich dir zu deinem Erfolg noch gratulieren, oder was?“ Marias Wut kochte wieder auf. „Nein, ich habe keinen Erfolg bei den Damen. Es ist andersrum. Sie haben Erfolg bei mir“, erklärte Sebastian. Er liebe wirklich alle Frauen und müsste auswählen, weil er sich nicht mit jeder treffen könne, selbst wenn es sein Wunsch sei. Maria blickte ihn beinahe verzeihend an: „Wenn ich dich so reden höre, will ich dir das fast glauben.“ Sie resignierte, denn sie resignierte. „Du liebst doch auch Fußball. Warum hast du da eigentlich mit Hannover 96 nur einen Lieblingsverein, obwohl du den ganzen Tag irgendwelche Spiele guckst?“ Sebastian verstand die Frage nicht: „Du willst nicht etwa meine Liebe zu einem Fußballverein mit der Liebe zu den Frauen vergleichen, oder?“
Dienstag, 16. Juni 2009
Die Sauregurkenzeit

Donnerstag, 4. Juni 2009
Chile für 96 (#5)
Sonntag, 24. Mai 2009
Arminia Bielefeld - Hannover 96
Da bleibt Zeit um sich mit dem Glück und Pech der anderen zu beschäftigen. Östlich von Hannover wurde Wolfsburg neuer Meister, westlich der Stadt kämpfte Bielefeld um den Klassenerhalt. Die Arminia war ab und zu drin, doch mit dem Schlusspfiff draußen. Der Verein ist den Ligawechsel gewohnt, insofern werden die Abstiegstränen schnell trocknen. Die Namen der neuen Gegner klingen sowieso nach 1. Liga: Berlin, München, Hamburg etc.
Arminia Bielefeld gegen Hannover 96: ich erkläre die Partie immer zu einem Superclásico der grauen Mäuse. Dieser Superlativ des Fußballs sollte die Sportsender des amerikanischen Kontinents anlocken, schließlich ging es für die Gastgeber um etwas. Espn und golTV interessierten sich trotzdem nur für die Tabellenspitze. Beiläufig erwähnten die Kommentatoren die Ergebnisstände aus Bielefeld und amüsierten sich über die Aussprache von „Hannover“. Es muss für Lateinamerikaner ähnlich lustig sein wie für Europäer der südchilenische Ort Collipulli.
Während ich zwischen München und Wolfsburg hin-und herschaltete, berichtete nebenbei der Internetradio von der Alm. Anfangs schaute ich ebenfalls mehr zum Titelkampf, weil ich nicht glauben wollte, dass tatsächlich Wolfsburg Meister werden könnte. Nachdem Werder sich frühzeitig aufgegeben hatte, gewann 96 wieder die volle Aufmerksamkeit. Das 2:2 sichert Platz 11. Immerhin habe ich das vor der Saison schon getippt.
Freitag, 22. Mai 2009
Wolfsburg und ein bisschen KSC
Wolfsburg - das klingt auf den ersten Blick sogar charmant. Meine Mitmenschen schauen mich daher sehr enttäuscht an, wenn ich erkläre, dass diese Stadt keinerlei Mittelalterromantik vorzuweisen hat, sondern eher ein deutsches Calama, eine Planstadt in der chilenischen Atacama-Wüste, ist. Calama ist übrigens für seine drei Ps: Perros, Polvo y Putas (Hunde, Staub und Prostituierte)
Alles Lästern ist seit dem vergangenem Wochenende belanglos. 5:0 hat die Elf von Feliz Magath gegen 96 gewonnen. Schuld hat definitiv der Sportsender espn. Wenn 2009 eine Partie der Roten übertragen wurde, lief es nicht. So erschließt das Team keine Absatzmärkte in Südamerika. Die TV-gerechten Pleiten machten sich auch bei den Trikotpreisen bemerkbar. Das Diadora-Jersey aus der Saison 2007/08 gab es zuletzt fur 3500 Peso (4,60 Euro) im Handel. Der Auswärtssieg in Karlsruhe konnte diesen Preissturz nicht aufhalten. Wolfsburg wird hingegen ein paar mehr Fans bekommen. Die Mannschaft hat den Titel verdient, denn als einzige hat sie in dieser Saison 96 zweimal geschlagen. Das ist meisterlich.
Sonntag, 10. Mai 2009
Von Berlin bis Frankfurt ist alles in Ordnung

„Dann erklär mir mal, was du meinst“, bat Alejandro. Mario schüttelte nur den Kopf. Man müsse nur auf Colo-Colo schauen, meinte er. Dass der chilenische Rekordmeister die Play Offs nicht erreiche, sei absolut unwirklich. Colo-Colo! Das große Colo-Colo fliege vorzeitig raus. Mario konnte es nicht verstehen und zeigte auf den Bildschirm: „Hinter den Anden ist ebenfalls alles durcheinander. Boca als 16. – wann hat es das schon gegeben?“ Das sei nicht genug. In Mexiko, wo die komische Krankheit herkomme, spielen sie vor leeren Stadien und Necaxa steigt ab. „Du willst jetzt nicht etwa behaupten, das sei normal, oder?“ Alejandro blieb trotzdem gelassen. In Argentinien hat es zuletzt viele Überraschungen gegeben, da fällt Bocas Misere nicht weiter auf. Er riet seinem Freund einfach auf die Bundesliga zu schauen. In Deutschland sei alles beständig und Bayern München werde Meister. „So ein Quatsch! Wolfsburg ist Spitzenreiter.“, konterte Mario, nachdem er in der Tageszeitung die Tabelle recherchiert hatte.
„Bayern kann den Titel wie gewohnt holen“, Alejandro lies sich von dem Untergangstheoretiker nicht beeindrucken, weil außerdem Hannover 96 auf dem elften Platz sei. „Und da steht dieser Verein nun wirklich immer“, betonte er. Mario nickte: „Das stimmt zwar nicht, aber gefühlt hast du Recht.“ Jedesmal wenn er die Zeitung aufschlage und die Ergebnisse aus Deutschland betrachte, findet er dieses Team auf jenem Rang, ganz egal, ob es zum wie zuletzt gegen Berlin, Köln und Bochum gewinne, gegen Hamburg verliere oder gegen Frankfurt unentschieden spiele. „Selbst wenn er nicht Elfter ist, setzt man den Verein in Gedanken dorthin“, erkannte Alejandro. Nach dem 1:1 gegen die Frankfurter waren die Roten wieder auf ihrem Platz. Mario war zufrieden. Die Welt war also nicht aus den Fugen geraten, gab es doch noch vertraute Konstanten. Eine davon war Hannover 96.
Hannover in der DDR
ADN ist ein chilenischer Radiosender, der neben Rock und Pop auch sehr viel über Fußball berichtet. Spanischschülern ist das Anhören des Magazins "deportes" am Sonntagnachmittag durchaus empfohlen, unglaublich schnell und ohne Zungenbruch werden die Spiele von Colo-Colo, La U, Católica etc. übertragen. Nach den Schlusspfiffen auf den Plätzen der Primera A und B blicken die Produzenten nach Europa und verlesen die Ergebnisse der dortigen Ligen, sofern Chilenen mitkicken.
Meistens sind die Berichte aus der Bundesliga fehlerfrei und selbst die Aussprache von "Borussia Mönchengladbach" gelingt ganz gut. Nur mit der Geographie hapert es ein wenig, so erklärte der Moderator in der Sendung vom 10. Mai, dass Hannover "el equipo que viene de la Oberliga, de la Ex-RDA" ein 1:1-Unentschieden gegen Frankfurt erreicht habe. Es war wohl der Blick auf eine alte Karte der Bundesrepublik, der zu diesem Fehler führte, weil Niedersachsens Landeshauptstadt zu Mauerzeiten im Osten des Westens lag. Immerhin war 96 neben Arturo Vidals Bayer Leverkusen das einzige Team, das extra gewürdigt wurde. http://www.adnradio.cl/programa.aspx?id=789026&nprm=ukjbmPLULWqC32VKxVZTQrr3Rh64nSOD%2bHWzUlqBEItX%2fiF1FVF7eYqOWyeISZSj
Mittwoch, 29. April 2009
Chile für 96 (#4)
Mittwoch, 8. April 2009
Abstiegsgespenst oder Favoritenschreck?
Der Favoritenschreck und zahlreiche andere Meisterwerke wurden von der Künstlerin Francisca Setz aus Santiago erstellt.
Sonntag, 5. April 2009
Werder Bremen und der Rest
Viele Fußballfans sind von der persönlichen Einflussnahme auf ein Spiel überzeugt. Bestimmte Rituale werden wiederholt. Das richtige Trikot, das passende Getränk: alles muss seine Ordnung haben. Aberglaube bringt zwar Unglück, gehört dennoch dazu. Selbst fernab vom Austragungsort muss ich eine gewisse Mitschuld am Spielverlauf der Roten feststellen. Wenn ich auf die letzten Spiele zurückschaue, sollte ich mir ein TV- und Internetverbot erstellen, um den möglichen Abstieg zu verhindern. Werder – 96 konnte ich mal wieder verfolgen, eine 4:1-Niederlage sprang dabei heraus. Davor lief es immer ordentlich, sofern ich nicht dabei war.
Ein Rückblick:
96 – Leverkusen
Spiele gegen Bayer Leverkusen sind für in Chile lebende 96-Fans wichtig. Sobald die Roten auf den Werksklub treffen, verlassen sie ihr Schattendasein und geraten in den Blickpunkt. Die Tore werden in der Zusammenfassung in den Hauptnachrichten gezeigt und die Ergebnisse in den Zeitungen erwähnt, was sonst nicht der Fall ist. Die Popularität von Bayer 04 wurde mit der Verpflichtung Arturo Vidals geweckt.
Der Sieg gegen Leverkusen war nötig, damit 96 nicht weiter in den Keller rutschte. Nun konnte ich von einem Punktgewinn ausgehen, denn es war mein Arbeitssamstag. Lediglich der Liveticker versorgte mich mit Informationen aus Hannover. Ich war froh, dass meine Sprachschüler Verständnis zeigten, als der Unterricht erst nach dem Abpfiff richtig beginnen konnte. Vorher spendete ich ohnehin nur wenig Aufmerksamkeit für Grammatik- und Vokabelfragen. Nachdem das 1:0 als Endergebnis feststand, hatte ich für alle Themen ein offenes Ohr.
Bayern München - 96
Auftritte gegen Bayern München gibt es immer bei espn zu sehen. Ich konnte es mir also vor dem Fernseher bequem machen. Den 1:0 Sieg im Hinspiel gab es auch im TV, insofern sollte es auch heute wieder klappen. Die Klinsmann-Elf liefert in dieser genügend Überraschungen ab, warum also nicht erneut gegen 96 verlieren?
Es ist ging gleich gut los und auch mein argentischer Besucher staunte nicht schlecht über Stajners Traumtor. Der Traum hielt nicht lange. Bayern dreht auf, die Roten leider nicht. Das 5:1-Endergebnis für den Rekordmeister war dann doch nicht unerwartet.
96 – BVB
Hannover empfing den BVB ohne mich. Anstatt das Spiel zu verfolgen, genoss ich ein Wochenende in Santiago, um Fußball im Stadion zu sehen. La U bezwang Audax mit 2:1, Católica siegte im Clásico gegen Colo-Colo 1:0. Und 96? Die Roten erkämpften und verschluderten ein 4:4.
Hoffenheim – 96
Wieder war es ein Arbeitssamstag und ich hatte vor dem Anpfiff keinerlei Zweifel, dass meine Roten gegen Hoffenheim punkten würden. Meine Kollegin hielt bei jedem eine Papptafel hoch, weil ich sie zum Verfolgen des Livetickers verordnet hatte. Sie spricht zwar kein Deutsch, aber 2:2 ist auch auf Spanisch verständlich.
Werder Bremen – 96
Wenn 96 auf Werder trifft, rechne ich mir schon seit Kindesbeinen wenig aus. Alle Glücksbringer nützen nichts, die Roten gehen traditionell nahe der Weser unter. Entsprechend pessimistisch verfolgte ich diese Partie vor dem Bildschirm, dabei hatte ich zuvor vieles, was hin und wieder wirkt, eingehalten.
Ich bin mit dem „Feldschlösschen“-Trikot zum Großmarkt gefahren, habe morgens meinen Kaffee aus der 96-Tasse getrunken und im Auto „96-alte Liebe“ gehört. Außerdem wurde mein Sohn extra schwarz-weiß-grün eingekleidet.
Rechtzeitig vor Anpfiff kehrte ich in meine Wohnung zurück und das Spiel begann vielsprechend für derzeit gebotenene Auswärtsverhältnisse. Selbst nach dem 1:0 durch Claudio Pizarro glaubte ich sogar an einen 96-Sieg, zumal Robert Enke einen Strafstoß hielt und Jacek Krzynowek mit einem Traumtor ausgleichte.
Dann befasste ich mich kurzzeitig anderen Dingen, Werders Diego nutzte die Unaufmerksamkeit und stolperte den Ball irgendwie ins Tor. Ernüchterung folgte, es war ein Déja vu. 96 spielte zeitweise in Bremen gut mit und brach am Ende trotzdem ein. Das 4:1 für den SVW war das logische Ergebnis. Ich stellte den Computer schnell ab und widmete mich meinem Sohn Diego. Dieser lachte mir in seinem grün-weißem Strampelanzug entgegen. Die schwarzen Socken hatte er längst ausgezogen.
Sonntag, 22. Februar 2009
Borussia Mönchengladbach - 96
Sonntag, 15. Februar 2009
Cottbus und Stuttgart
„Na, hast du dir heute wieder ein Spiel, das sonst keiner guckt, angeschaut?“, fragte ihn Francisco, als dieser in der Ecke sitzend entdeckte. „Ja, wieso?“, wollte Pedro wissen und bedauerte in Gedanken diesen Moment: Francisco, ausgerechnet dieser Pseudoexperte! Sein Kumpel sprach für gewöhnlich stolz von Colo-Colos Siegen, aber hatte von Fußball eigentlich keinen blassen Schimmer. Pedro befürchte, dass er sich wieder eine der Heldengeschichten des chilenischen Rekordmeisters anhören musste. Er hingegen hatte die Angewohnheit, ausgerechnet die Mannschaften und Spiele diverser Ligen zu verfolgen, über die nur selten etwas zu erfahren war. Er war der Meinung, dass sich im Unbekannten wahre Klasse verstecke, deshalb bezeichnete er sich auch als 96-Fan.
„Dein Hannover hat heute wieder nicht gewonnen!“, stellte Francisco fest, nachdem er zufällig die Fußballergebnisse aus Deutschland aufgeschnappt hatte und nun Sachverstand vortäuschen wollte. Pedro gönnte sich noch ein Bier und reagierte nicht auf die Bemerkung. „Dein deutscher Klub hat heute nicht gewonnen“, wiederholte Francisco. „Wieder einmal nicht!“, fügte er hinzu. „Ja, schlimm“, Pedro versuchte das Gespräch abzuwimmeln, doch der ungebetene Gast lies nicht nach. „Hast du mir nicht erzählt, deine komische deutsche Mannschaft werde Europas Spitze?“
Montag, 2. Februar 2009
96 - Schalke
Sonntag, 25. Januar 2009
Universidad de Chile und die Copa Libertadores: ein Sommerchaos

Es ist typisch für die Organisation des chilenischen Profifußballs. Normalerweise trägt La Universidad de Chile die Heimspiele im Nationalstadion aus. Als beliebtester Klub der Hauptstadt füllen sie Finalort der WM 62 für die örtlichen Verhältnisse ordentlich. Anders als die Konkurrenz von Colo-Colo und Universidad Catolica (UC) sind die Blauen aber keine Eigentümer ihrer Heimstätte und müssen regelmäßig anderen Veranstaltungen wie Open Air Konzerten weichen. Etwas, das sich mit besserer Planung umgehen ließe.
Derzeit werden im Estadio Nacional dringende Renovierungsarbeiten durchgeführt und ausgerechnet in der ersten Runde gegen den mexikanischen Vertreter Pachuca steht La U ohne Stadion da. In der Not wollte der Verein sogar das ungeliebte Estadio Monumental vom Erzrivalen Colo-Colo nutzen, was für viel Spott auf Seiten des Meisters sorgte. Colo-Colo gab am Ende sein Stadion doch nicht frei, weil man berechtigte Angst vor Ausschreitungen hatte und nicht auf einem möglichen Schaden sitzen bleiben wollte.
Die Suche ging also weiter. Viele große Stadien gibt es in Chile nicht. Für die Copa Libertadores sind 20.000 Plätze das Minimum. Bei UC im feinen Stadtteil Las Condes wurde gar nicht erst angefragt, weil der Bürgermeister den Anhang von La U nicht in seiner Kommune sehen möchte. UC muss bei den Derbys gegen Colo-Colo und La U immer ins Nacional umziehen.
Das Collao in Concepción bot sich als Alternative an. La U ist in der Region äußerst populär, das Collao erfüllt alle Anforderungen und selbst die Stadt zeigte sich begeistert. Internationaler Fußball ist im Süden eher selten. Pachuca wollte aber nicht mehr reisen als nötig und akzeptierte die Möglichkeit nicht. In Santiago müsse gespielt werden, so die Mexikaner, die schon genügend Reisestrapazen haben werden und nicht 500 Kilometer südlich weiter wollen.
Am Ende wandte sich La U an Union Española, Besitzer des schönsten Fußballtempels der Hauptstadt. Das Santa Laura ist baufällig, wird aber derzeit herausgeputzt und bietet mit zwei zugedrückten Augen und eingezogenen Bäuchen der Zuschauer genügend Platz. Es könnte sich als Glücksgriff erweisen, weil die Fans das Stadion lieben. Das Publikum ist nah am Spielfeld und La U spielte darin in der Vergangenheit recht erfolgreich. Für neuen Ärger sorgte dann die Eintrittspreise. 8.000 Peso (~10 Euro) sollen die Tickets kosten. Nach Protesten will die Vereinsführung die Preise reduzieren.
Samstag, 17. Januar 2009
96-Fans in chilenischen Medien
Hier die Übersetzung:
Versoffenes Dickerchen zieht sich bei vier Grad unter Null aus
Das Freundschaftsspiel zwischen den deutschen Mannschaften Hannover und Osnabrück war so langweilig, dass das Publikum mit Freude den übergewichten Fan feierte, der für Unterhaltung sorgen wollte: Es herrschten vier Grad unter Null, die den Platz einfroren und Schneeflocken fielen, er zog sich aus, um eine Show auf dem Zaun zu liefern. Es war das beste am Spiel.
Donnerstag, 8. Januar 2009
Merchandising für Kids
Stadionbesuche bei Spielen von Hannover 96 werden für meinen Sohn eher selten sein. Wahrscheinlich werden ihm Colo-Colo, La Universidad de Chile oder auch argentinische Klubs vertrauter sein als die Roten. Meine geliebten 96er gibt es dagegen nur aus dem Fernsehen und Internet. Ich muss also auf anderen Wegen seine Leidenschaft für die Niedersachsen entfachen. Die Kleinkindlinie aus dem Fanartikelkatalog hilft ein bisschen dabei. Wie zu erwarten war, steht ihm Rot sehr viel besser als Gelb-Blau. Das zu wissen ist in einer überwiegend blau-gelben Stadt wie Concepción sehr wichtig.
Mein Lieblingsprodukt ist daher neben Strampelhosen und Trinkflaschen die Eintracht Braunschweig Windel. Das Wappen des Erzrivalen ziert dabei die wichtige Innenseite. Sie läuft nicht aus, der Inhalt hat seinen Platz. So kommt durch Diegos mal größere, mal kleinere Eigenleistung zusammen, was zusammen gehört.