Sonntag, 10. Mai 2009

Von Berlin bis Frankfurt ist alles in Ordnung



„Wirtschaftskrise, Klimawandel, Schweinegrippe. Das ist alles schlimm, aber weißt du, was wirklich nicht mehr so ist wie es war? Der Fußball.” Mario hatte sich eine seiner Theorien zurechtgelegt. Er wollte sie ausbreiten und hatte in Alejandro einen belastbaren Zuhörer gefunden. Wie jeden Sonntag trafen sie sich auch heute zum gemeinsamen Fußball gucken. Nachdem der Klassiker zwischen der Universidad de Chile und der Universidad Católica beendet war, zappten sie weiter zum Futbol Argentino.

„Dann erklär mir mal, was du meinst“, bat Alejandro. Mario schüttelte nur den Kopf. Man müsse nur auf Colo-Colo schauen, meinte er. Dass der chilenische Rekordmeister die Play Offs nicht erreiche, sei absolut unwirklich. Colo-Colo! Das große Colo-Colo fliege vorzeitig raus. Mario konnte es nicht verstehen und zeigte auf den Bildschirm: „Hinter den Anden ist ebenfalls alles durcheinander. Boca als 16. – wann hat es das schon gegeben?“ Das sei nicht genug. In Mexiko, wo die komische Krankheit herkomme, spielen sie vor leeren Stadien und Necaxa steigt ab. „Du willst jetzt nicht etwa behaupten, das sei normal, oder?“ Alejandro blieb trotzdem gelassen. In Argentinien hat es zuletzt viele Überraschungen gegeben, da fällt Bocas Misere nicht weiter auf. Er riet seinem Freund einfach auf die Bundesliga zu schauen. In Deutschland sei alles beständig und Bayern München werde Meister. „So ein Quatsch! Wolfsburg ist Spitzenreiter.“, konterte Mario, nachdem er in der Tageszeitung die Tabelle recherchiert hatte.

„Bayern kann den Titel wie gewohnt holen“, Alejandro lies sich von dem Untergangstheoretiker nicht beeindrucken, weil außerdem Hannover 96 auf dem elften Platz sei. „Und da steht dieser Verein nun wirklich immer“, betonte er. Mario nickte: „Das stimmt zwar nicht, aber gefühlt hast du Recht.“ Jedesmal wenn er die Zeitung aufschlage und die Ergebnisse aus Deutschland betrachte, findet er dieses Team auf jenem Rang, ganz egal, ob es zum wie zuletzt gegen Berlin, Köln und Bochum gewinne, gegen Hamburg verliere oder gegen Frankfurt unentschieden spiele. „Selbst wenn er nicht Elfter ist, setzt man den Verein in Gedanken dorthin“, erkannte Alejandro. Nach dem 1:1 gegen die Frankfurter waren die Roten wieder auf ihrem Platz. Mario war zufrieden. Die Welt war also nicht aus den Fugen geraten, gab es doch noch vertraute Konstanten. Eine davon war Hannover 96.

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