Mittwoch, 15. Oktober 2008

Clásico Chileno der Clausura 2008


Der Superclásico ist das Herzstück jeder südamerikanischen Liga. Das ganze Land schaut auf die Partie, in der die beiden größten Erzfeinde aufeinandertreffen. In Chile zieht die Begegnung zwischen Colo-Colo und Universidad de Chile die Aufmerksamkeit auf sich. Am 5. Oktober spielten sie im Estadio Monumental gegeneinander. Die „Albos“ gewannen gegen die Blauen von La U mit 2:0.

La U war ursprünglich Favorit dieser Neuauflage. Die Saison lief bislang sehr zufriedenstellend. Die Tabellenführung ließ die Fans von einer Teilnahme an der Copa Libertadores träumen und 14 Tage zuvor konnte der Verein bereits im ungeliebten Stadion Monumental gegen Palestino gewinnen. Ein Sonderfall, weshalb der blau-rote Anhang optimistisch den Clásico erwartete. Die Mannschaft um Marcelo Salas enttäuschte leider. Sie ging kampflos in langweilenden 90 Minuten vor 40.000 Zuschauern unter. La U verlassen regelmäßig die Kräfte in der Heimstätte von Colo-Colo. Es liegt ein Fluch über dieser Arena.

Die Fans bevorzugen die Stadtderbys im weitläufigeren Estadio Nacional, weil sie in der Regel wahre Fußballfeste sind. Im Finalspielort der WM 1962 sorgen mehr als 60.000 Zuschauer stets für eine prächtige Stimmung, weil auch beide Seiten gleichstark vertreten sind. Größere Probleme gibt es dabei nicht. Lediglich das Schimpfwörtervokabular wird ausgiebig erweitert.

Anders sind die Partien beim Rekordmeister. Colo-Colo bietet den Blauen nur 6.000 Karten an und die Gästekurve gehört zu den schlechtesten im Fußball. Rostige Drahtzäune erlauben nur einen perforierten Blick auf den Rasen und durch die Enge beim Eingang sowie im Stadion sind Ausschreitungen vorprogrammiert. Auf dem Vorplatz gehört es zur guten Tradition sich mit der Polizei eine zünftige Schlacht zu liefern. Die Staatsmacht nutzt dabei wenig zimperlich Wasserwerfer, Tränengas und Knüppel. Die „Los de Abajo“ von La U helfen sich mit Steinen, Flaschen sowie anderen Wurfgeschossen. Es ist eine etwas andere Folklore, aber ein Muss bei jedem Clásico.

Im Stadion einmal angekommen, werden sofort die Toiletten und Absperrungen auf ihre Standhaftigkeit geprüft. Die Qualität wurde verbessert, denn anders als in den Vorjahren konnte dieses Mal der Zaun nicht eingerissen werden. Colo-Colo hatte sogar vorgesorgt und die losen Steine aus der Kurve entfernt. Es flogen deutlich weniger Gegenstände, ein Umstand, den ich nicht bemängelte, stand ich doch direkt am Zaun in der Schusslinie.

Das Duell auf den Rängen gewannen klar die Hausherren. Sie hatten das größere Feuerwerk und lautere Gesänge. Ein 2:0 macht das Feiern leicht und die Hinchas von La U waren eher mit der Fassunglosigkeit von dem Dargebotenem als mit Unterstützung beschäftigt. Hier und da muckte der Mob mal auf, doch es war ein ruhiger Clásico auf Seiten der Blauen. Erst beim Ausgang ging es wieder hoch her, als die Fans auf die Polizei trafen. Das Vorprogramm wiederholte sich und die Wasserwerfer spülten die Zuschauer zur Metro. Direkt am Zaun und mit Blick auf die Rivalen. Sicht aufs Spielfeld für 6.000 Pesos.

Sicher ist sicher: viele Fans kamen mit Fliegenklatschen und Atemschutzmasken ins Monumental

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