Donnerstag, 26. Juni 2008

Deutschland gegen Spanien: die Sympathien sind geteilt

"Wenn die Deutschen uns kolonialisiert hätten, wären wir eine bessere Rasse", erklärte mir vor Jahren eine Kellnerin in einer Kneipe in Santiago. Sie fluchte dabei ausgiebig über die Spanier, während sie gleichzeitig die Deutschen in den Himmel lobte. Über diese Meinung kann gestritten werden und der Begriff "Rasse" hat ebenfalls einen Beigeschmack. Ich wusste zu ihrer "Rassentheorie" jedenfalls nichts Gescheites zu sagen, außer, dass sie keinen Grund zu klagen hätte, weil die Chilenen doch gut gelungen seien.
Diese Frau wird am Sonntag, sofern sie sich für Fußball interessiert, gewiss zur DFB-Auswahl halten. Wieweit das ihre Landsleute tun werden, ist schwer einzuschätzen. Das Interesse an der spanischen Primera Division ist wesentlich größer als an der Bundesliga. Vereine wie Real Madrid, FC Barcelona und vor allem Villareal CF sind populär. Letzteres wird vom chilenischen Trainer Manuel Pelligrini erfolgreich trainiert, sowie hat das Ausnahmetalent Matías Fernández in seinem Kader. Der Champions League Teilnehmer ist so etwas wie die chilenische Vertretung im europäischen Fußball.
Vereinsriegen und Nationalmannschaften sind jedoch zwei verschiedene Dinge. Deutschland wird aufgrund seiner Erfolge verehrt und das Trikot besitzt die gleichen Farben wie das Hemd des Hauptstadtklubs Colo-Colo. Gerade in der Fankurve des Rekordmeisters tragen viele "Hinchas" das DFB-Jersey. Fällt das Thema auf das Deutsche Team, bewundern sie seine Kampfkraft und den Siegeswillen. Die Weltmeisterelf von 1990 können viele Fußballanhänger hierzulande problemlos aufzählen. Falls Lothar Matthäus mal wieder einen neuen Job braucht, sollte er sich einfach in Santiago bewerben. Er würde mit offenen Herzen empfangen werden.
Ein Problem hat die deutsche Elf jedoch: die Chilenen lieben trickreiches Gekicke. Auch wenn die eigene Technik oft nicht ausreicht, wird alles mögliche auf den Bolzplätzen ausprobiert, so soll auch der Fallrückzieher in Chile erfunden worden sein. In Lateinamerika heißt er allgemein "Chilena". Wollen Jogis Männer am Sonntag nicht nur den Titel, sondern auch neue Fans gewinnen, sollten sie die Tore mit kleinen Kabinettstückchen erzielen. Die Zuschauer am anderen Ende der Welt werden es ihnen danken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen