Fans demonstrieren für den Erhalt von Deportes Concepcion
Ein Zeichen wollten die Fans von Deportes Concepcion (El Conce) setzen,
indem sie am 9. Oktober gemeinsam ins Stadion Alcadesa Ester Roa, im Volksmund eigentlich
Collao genannt, zogen. Über 5.000 Anhänger der Lilanen füllten die Kurve und
sorgten für ein Spektakel, als ob ihre Mannschaft um die Meisterschaft kicken
würde. Auf dem Rasen rollte allerdings kein Ball und Spieler waren ebenso wenig
zu sehen, eine Fußballbegegnung fand nämlich nicht statt. Der Grund für das
Treffen war eine Demonstration unter dem Motto: „Deine Stadt lässt dich nicht
im Stich.“ Deportes Concepcion kämpft derzeit ums Überleben.
Im April wurde dem Verein die Lizenz für die Profiligen entzogen, weil monatelang
keine Gehälter gezahlt wurden. Der chilenische Verband ANFP veranlasste deshalb
die Auflösung der Profiabteilung. Die Anhängerschaft hat seitdem den Verein
übernommen und den Betrieb aufrecht erhalten. Obwohl die Fans seit über einem
halben Jahr auf ein Spiel ihrer 1. Herren warten, haben sie die Hoffnung nicht
aufgegeben, sich in den Profifußball zurückzuklagen. Bei dem Lizenzentzug gab
es diverse Ungereimtheiten, unter anderem wird der ehemaligen Vereinsführung
vorgeworfen, Gelder unterschlagen zu haben. Ende Oktober wird eine endgültige
Entscheidung erwartet, ob Deportes Concepcion 2017 wieder in der zweiten
chilenischen Liga Primera B oder in der fünften Division starten kann.
Die Demo vom Oktobersonntag war bereits die dritte seit April, zum ersten
Mal endete sie im Stadion. Mit einem Zug durch die Stadt begann die
Veranstaltung. Typische Lieder wurden gesungen, Böller gezündet, Fahnen
geschwenkt. Die Polizei begleitete den Marsch, um die Straßen abzusperren, aber
die in Chile üblichen Wasserwerfer hielten sich fern, da es keinerlei Probleme
gab. Direkt nach dem Lizenzurteil reagierten die Fan noch mit Randale und
Krawall.
Im Stadion warteten schon zahlreiche Anhänger der Lila-Weißen auf die große
Masse. Wer es nicht besser wusste, konnte dort eine Erstligapartie erwarten.
Das Drumherum stimmte, es wirkte wie ein Fußballspiel, jedoch eben ohne Fußball.
Etwa 90 Minuten blieben die Zuschauer und bejubelten vor allem sich selbst. Fehlte
da nicht trotzdem ein Spiel? „Sicher, aber wir genießen es, endlich mal wieder
in unserer Kurve zu sein“, meinte Cristian Quijada, langjähriger Allesfahrer
seines Vereins. Er erklärte, wie sehr er das an den Wochenenden vermisse und
der Protest vom Sonntag sei gut für das Gemeinschaftsgefühl. „Wir sind nicht
weg und werden es nicht sein“, so Quijada. Die Chancen auf eine Rückkehr stünden
seiner Meinung nach gut, weil die ANFP durch den Protest sehen konnte, was dem
chilenischen Fußball fehlt. Doch selbst einem kompletten Neubeginn steht er
nicht negativ gegenüber. Hauptsache der
Ball wird rollen.