Dienstag, 26. Juli 2011

Der Europapokal verkompliziert alles


Ab Sonntag hat das Leben wieder einen Sinn. Mit dem DFB-Pokal beginnt die neue Saison und damit verschwindet diese unerträgliche Leere zwischen dem Samstagsfrühstück und den Stadionbesuchen in der chilenischen Liga. Es ist schwer zu sagen, wie 96 abschneiden wird. Die vergangene Spielzeit endete überraschend gut. Von einer Wiederholung dieser Erfolggeschichte gehe ich nicht aus, wenngleich ich nicht glaube, dass die Roten schlechter kicken werden. Der Kader wurde zusammen gehalten und verstärkt. Die Konkurrenz wird allerdings weniger Punkte verschenken, aber für einen Platz unter den ersten Acht sollte es reichen.

Das Überthema ist der Europapokal. Ein Erreichen der Gruppenphase wird von mir organisatorisch einiges abverlangen. Es gilt, den Donnerstagnachmittag von Arbeit frei zu halten. Bislang ist dieser vollbelegt. Es könnte passieren, dass das internationale Comeback weitgehend an mir vorbeirauscht. Ich versuche deshalb meine Erwartungen und Vorfreude mithilfe von rumpelnden Beispielen zu dämpfen und rufe mir Hertha BSC Berlin ins Gedächtnis, ein ideales Beispiel zur Euphoriebremsung. Gerade die Hauptstädter kennen die Uefa-Wettbewerbe als langweilige Plagerei. Ein 0:0 bei Nebel gegen irgendeine osteuropäische Mannschaft war Standard im leeren Olympiastadion. Der Europapokal ist vielleicht gar nicht so toll, wie er jetzt in Hannover beworben wird.

Doch 96 ist nicht Hertha. Als Gegner kann kommen, wer will, die Stars werden die Roten und der Wettbewerb an sich sein. Das Stadion füllt sich von alleine. Vor allem gibt es mindestens ein Pflichtspiel im Ausland und als 96-Fan hat man eine Lust auf neue Erfahrungen. So könnte im Falle eines traditionellen Weges, den viele Teams in der Postüberraschungssaison eingeschlagen haben, selbst ein Abstieg positiv verkauft werden: Nach zehn Jahren Bundesligaroutine treffe 96 endlich wieder auf neue Gegner in einer ganz anderen Liga. Wie bereits eingangs erwähnt, dürfte Hannovers Riege stark genug sein, um nicht den mahnenden Beispielen von Bochum und Nürnberg, die sich nach einem Superjahr unverhofft am Tabellenende wiederfanden, zu folgen.

Ich werde die Saison 2011/12 mit den bewerten Mitteln beobachten. Die Hausaufgaben sind gemacht. Der kleine Sohn hat ein paar Fanlieder dazugelernt und der Fußballsender golTV besitzt weiterhin die Bundesligarechte. Wenn die Roten freitags oder sonntags spielen, ist eine Fernsehübertragung gesichert. Im Internet werden sich auch ein paar Streams finden lassen und zur Not hilft das Bundesigaradio. Unklar ist noch, wieviele Auftritte vor Ort sehen kann. Die Kombination 96 + Europapokal = Sonderurlaub stößt bei meinen Arbeitgebern nicht auf die gleiche Begeisterung wie bei mir. Für mich spricht, dass ich weit und breit der einzige bin, der diese Argumente anführt.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Saisonabschluss



Tobias und Karsten tranken Bier an der Theke einer beliebten Fußballkneipe von Valparaiso. Um sie herum war alles rot und die beiden fast schon blau. „Chi - Chi – Chi – Le – Le – Le! Viva Chile“ brüllten die anderen Gäste in kurzen Abständen. Über die Bildschirme flimmerte der Pazfikklassiker Chile – Peru. Eine Partie der Copa America, die Platz für Gespräche ließ. „Wie ist eigentlich die Bundesligasaison gelaufen?", wollte Tobias wissen. Er war schon länger unterwegs und hatte das Finale gar nicht mitbekommen, erklärte er. Ein Lieblingsthema von Karsten, BVB-Fan: „Also meine Borussia ist Meister, dann folgen Leverkusen und München. Vierter wurde 96...“ „Wie?“, unterbrach ihn Tobias erstaunt, „Die Roten im Europapokal?". Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit Platz Vier. Seine Roten waren ursprünglich ein Team für die untere Tabellenhälfte und kaum war er eine Weile in anderen Ländern unterwegs, öffneten auch seine Lieblinge neue Horizonte. "Sag mal, so sehr interessiert dich der Kram nicht, oder?", fragte ihn Karsten, der von der Unwissenheit seines Gesprächspartners noch überraschter war, denn Tobias trug ein 96-Trikot. Die Saison 2010/11 war längst Geschichte, für Tobias waren die Meldungen neu.

Karsten ahnte nicht, dass Tobias ein glühender 96-Fan war, aber der vermeintliche Ignorant hatte lange abgeschaltet. Ein dreiviertel Jahr lang ist er mit dem Rad durch Chile gestrampelt. Auf seiner Reise lies er das Internet ebenso wie deutsche Zeitungen unangestastet. Einfach mal so richtig weg sein, lautete sein Plan. Tobias wollte raus aus dem Alltag und rein in das fremde Land am anderen Ende der Welt. Keine Notizen bei sozialen Netzwerken, keine Blogeinträge sollten ihn davon ablenken. Nachrichten aus Deutschland blieben in Europa. Ungewöhnlich in diesen Tagen, aber er war konsequent: „Früher gab es das auch alles nicht.“Tobias hat nie verstanden, warum einige Leute in ihrem Urlaub die ganze Zeit am Computer oder Telefon klebten, um der Welt mitzuteilen, wie lecker die Empanada und wie beschissen das Bahnhofsklo waren. „Am Internet kann ich zuhause genug abhängen“, war sein Kommentar.

Karsten fragte sich, ob er einem Menschen aus vergangenen Jahrhunderten gegenübersaß. Anders als Tobias genoss er das globale Dorf im kleinen Notebook. „Damit bin ich unabhängiger und kann von überall alles erfahren, was ich will.“ Er schrieb regelmäßig seinen Freunden nach Hause, so blieb auch während des Auslandssemesters in Kontakt. „Das stimmt, aber ich wollte nur das wissen, was ich mit meinen Augen sah.“ Bundesligaergebnisse waren daher ein Geheimnis des anderen Kontinents, obwohl Tobias im 96-Trikot durch die Atacama-Wüste radelte und mit einer schwarz-weiß-grünen Mütze durch die Nationalparks im Süden stiefelte.

„Hast du nie zuhause angerufen?“ Natürlich habe er das, erklärte Tobias und sein Vater musste sich auf die Zunge beißen, um nicht die 96-Ergebnisse zu verraten. Die Spieltermine durfte der alte Herr aber verraten, im Herzen war der Aussteiger nämlich dabei. Er sang stets egal wo kurz vor dem Anpfiff das Lied „96 – alte Liebe“. „Das war manchmal richtig peinlich, denn ich war unter Leuten, beim Gottesdienst, am Fahrkartenschalter oder in Begleitung einer hübschen Eroberung“, gestand er. Sein Gegenüber lachte: „Da hast du also die tollste Saison seit Jahrzehnten verpasst und dich nebenbei zum Trottel gemacht.“ So ärgerlich war das jedoch nicht, außerdem hatte er gleich ein neues Reiseziel für eine längere Radtour: das erste Auswärtsspiel von 96 im Europapokal.

Montag, 11. Juli 2011

Bettelei für Europa

Unter dem Motto “Auf nach Europa – Willkommen in Hannover” läut auf der facebook-Seite von Hannover 96 ein Fotowettbewerb, bei dem der Hauptgewinner eine Reise zu den Europa League -Play-Off-Spielen erhält. Nach Europa und vor allem nach Hannover will ich auch, weshalb ich an der aktuellen Wochenauslosung teilnehme. Wer also den „Fußball von Unten“ nach oben holen möchte, darf mir ruhig seine Stimme geben. Noch bis Freitag, 15 Juli, läuft der Wettbewerb. Mein oder die anderen Bilder können alle 24 Stunden gewählt werden. Ich danke für eure Klicks.

Hier geht es zum Wettbewerb.